EnduRomania
(10.-18.08.2001)

Schon vor einigen Jahren hatte ich den Kontakt zu Sergio, dem Begründer der Enduromania aufgenommen. Doch erst Silvester 2000 fiel die Entscheidung für mich, auch endlich mal daran teilzunehmen.
Eigentlich alle aus meinem Bekanntenkreis die mit von der Partie waren, bzw. schon mehr als einmal daran teilgenommen hatten, waren schon mit leichtem Einzylindergerät ausgestattet. Da auch ich schon öfter mit diesem Gedanken gespielt hatte besorgte ich mir eine günstige, aber schon etwas betagte DR650. Ich wollte nicht gleich Unsummen für ein Motorrad ausgeben, welches ich ja nur ein paar Male im Jahr benutzen werde. Über meine Twin lasse ich da nichts kommen.
Natürlich waren noch ein paar Arbeiten an der DR zu verrichten. Zunächst einmal eine komplette Inspektion, inkl. Bremsflüssigkeit und Gabelöl. Ein 14er Ritzel sollte für mehr Power sorgen, Blinker und Spiegel blieben zu Hause. Als Reifen verwendete ich vorne einen Michelin Desert, hinten einen Michelin T63, ausgestattet mit den dickeren Enduroschläuchen. Keine schlechte Wahl, wie sich herausstellen sollte. Ein kleines Kennzeichen für 40,- DM (!!!) bei KTM Sommer rundete die ganze Sache nach hinten ab. Natürlich war auch mein GPSmap 162 mit von der Partie, und zum sichern der Daten kam zum ersten Mal der Toshiba Libretto zum Einsatz.
Das Auto stellte Franky, der Motorradanhänger von mir. In der Abfahrtswoche Sonntags, wie saßen gerade gemütlich beim Grillen mir den Nachbarn, wollte Franky den Hänger abholen. Eigentlich ja auch kein Problem, anhängen, Elektrik testen, fertig. Tja, es kam dann erst mal anders. So eine komische Elektrik hatte ich noch nie gesehen. Wenn man bei eingeschalteter Zündung das Licht anmachte, die Zündung dann wieder ausschaltete, gingen beide Blinkerlampen auf Dauerlicht! Franky ließ dann dieses Problem beheben, neben dem erneuten Tausch des Zahnriemens. Die Werkstatt hatte wohl zuvor etwas falsch gemacht. Am Donnerstag bis spät in die Nacht wurden dann noch alle Stoßdämpfer getauscht, so konnte Franky 'gemütlich' am Freitag morgen packen um gegen 10:00 Uhr bei mir zu sein. 'Just in time' kann ich da nur sagen!
So ging es also am 10. August auf die gut 1200km lange Reise Richtung Rumänien.
Franky kannte von einem vergangenen Urlaub noch eine Unterkunft in Ungarn. Der Ort heißt Komárom, den genauen Namen des Hotels habe ich leider vergessen, aber ich habe die GPS Koordinaten: N 47° 44.469' E 18° 08.036'. Kann man nur empfehlen.
Wir entschieden uns, nach der Empfehlung von Sergio, für den ungarisch-rumänischen Grenzübergang Battonya-Turnu. Aus Ungarn waren wir schnell raus, vor der rumänischen Zollstation dauerte es etwas. Zeit genug um mit einem deutschsprachigen Rumänien ins Gespräch zu kommen der auch Motorrad fuhr. Er machte uns darauf aufmerksam dass wir für die Motorräder auf dem Hänger ein Art Kaution am ungarischen Zoll zu hinterlegen hätten. Seemannsgarn denke ich für mich, während ich für 400,- DM kiloweise rumänische Tollar tausche, zu einem eher schlechten Kurs wie sich später herausstellte. 'Nur Bares ist Wahres' lautet das Motto für Rumänien. Bekannte von mir haben schon Stunden damit verbracht einen Eurocheque auf einer Bank einzutauschen.
Kurz nach der Grenze erreichen wir Arad, eine Großstadt die sehr heruntergekommen wirkt. Wie heruntergekommen merken wir auf der Suche nach dem richtigen Weg als wir uns irgendwo verfahren hatten. Die Nebenstraßen sind in einem absolut katastrophalen Zustand, und das ständige Aufsetzten des Auto bekommt Franky überhaupt nicht.
Über Timisoara, Lugoj und Caransebes erreichen wir am Samstagabend Rusca. Wir folgen der Beschreibung zu Wittmanns Hütte, doch als wir über Schotter an einer stillgelegten Baustelle anhalten, packe ich zur Sicherheit doch mal das GPS aus. Wir sollten eigentlich richtig sein, und tasten uns langsam weiter.
Vor uns liegt nun ein Flussbett. "Dass soll der richtige Weg ein?" Meint Franky. Ich nicke und mit Ohren zu geht es durch das Flussbett. An der anschließenden Abzweigung nehmen wir natürlich den falschen Weg, und Franky muss die Fuhre rückwärts wieder da raus manövrieren. Ein paar Meter weiter sehen wir zumindest mal unser Ziel, doch vor uns liegt noch eine heftige Schotterpassage für einen FIAT ohne allzu große Bodenfreiheit mit einem Hänger hintendran.
Franky gibt Gas, doch einige Meter vor uns hat wohl ein Transporter ebenfalls Probleme den Hang hoch zu kommen. Während die Insassen fast fertig mit dem Entladen sind rauschen wir an. Eine gerade ausgeladene KTM wird kurzerhand zur Seite geschoben, die Spanngurte fliegen in die Wiese und der Transporter gibt Gas. Leider reicht es für und trotzdem nicht und wir stecken fest. Nun heiß es anschieben und schließlich erreichen wir am Samstagabend unser Ziel, Wittmanns Hütte. Die Anreise war ja schon sehr interessant muss ich sagen.

12.08.2001 Da die Wertung erst am Montag beginnt, wollte ich unbedingt noch in Ruhe ein paar Offroad Kilometer mit der, für mich ja neuen, DR hinter mich bringen. Offroad Kilometer gab es genug, aber von ‚in Ruhe' keine Spur.
Bereits auf der Fahrt zur Tankstelle fing es schon mal an zu regnen. Da die anderen schon vor uns loskamen, die Susi und die Kati hatten ein paar Startschwierigkeiten, beeilten wir uns an die Tankstelle zu kommen. Nass war ich schon mal, aber die Regenjacke und Hose zog ich trotzdem an. Marcel und Herbert führten die große Gruppe. Sie waren ja schon öfters dabei, und kannten sich ganz gut aus. In schneller Hatz ging es bei Regen und Nebel durch den Wald, bis es dann doch irgendwann nicht mehr weiter ging. So kehrten wir um, doch Marcel und Luigi kannten da noch einen ‚schönen' Weg. Alles bog irgendwann mal links ab und ich, zum Glück mit Herbert hinter mir, natürlich nach. Vor mir lag ein schmaler, steiler und sehr tiefer Hohlweg und so dauerte es nicht lang, bis ich das erste Mal auf der Fresse lag. Wie ich ja schon in anderen Berichten bezüglich meiner Kondition schrieb, war ich dann nach einer Steinstufe bergauf, mit anschließender 180° Kehre fast am Ende meiner Kräfte. Wenn mir Herbert nicht geholfen hätte, würde ich wahrscheinlich immer noch dort stehen.
Kurze Zeit später trafen wir dann auf Franky, der sich ebenfalls in die Horizontale begeben hatte. Gemeinsam aber schafften wir es und erreichten endlich die wartende Gruppe. Einige waren bereits mit Steinen, gegen die in der Nähe wütend bellenden Hunde bewaffnet. Ein Problem in Rumänien, dessen man sich zumindest bewusst sein sollte.
Nach einer kurzen, entspannenden Strecke ging es noch mal richtig zur Sache. Steil ging es mitten durch den Wald nach oben. Durch den vielen Regen war es natürlich sehr rutschig, und als fast Letzter hat man es natürlich noch schwerer. Wenn man einmal anhielt, war es sehr schwer wieder los zu kommen. So half ich zunächst meinem Vordermann, kam aber dann nicht mehr los. Kurzerhand schnappte sich Herbert die DR und ich musste zu Fuß den Berg hinauf.
Noch einem weiteren kurzen Stück erreichten wir endlich Garana. Ich war völlig fertig und von innen und außen durchnässt. Beim Kaffee erfuhr ich dann, dass wir bereits einen Kontrollpunkt angefahren hatten, Lindenfels. Für mich war klar dass ich den im Laufe der nächsten Tage bestimmt nicht mehr anfahren würde,
Mir reichte es für heute, so hatte ich mir das für den Anfang nicht vorgestellt. Über Teer mit gelegentlichen Schottereinlagen erreichten wir dann wieder die E70. Dort setzte ich mich ab und fuhr zurück zur Wittmanns Hütte.
"Wie genau erfolgt den eigentlich die Wertung?" War meine Frage an diesem Abend, und nach dem Austeilen der ‚Unterlagen' war dann gleich eine Nummer schlauer. Im Prinzip kann eigentlich jeder, mit jedem Motorrad mitmachen. Es gibt drei Werteklassen von Kontrollpunkten.
1) TO für Touring
2) RE für Reiseenduros und
3) OR für die kernigen Offroadpassagen
Um die Punkte auch gerecht zu verteilen, muss man für die Touring Punkte natürlich viel mehr Kilometer zurücklegen als z.B. für die OR Punkte. RE Punkte sollten eigentlich eine Mischung zwischen Offroad und auch Straße sein. Doch Vorsicht, es gibt so viele Punkte zur Auswahl (bei uns waren es 68), dass es eigentlich unmöglich ist vor jeder Veranstaltung alle Punkte vorher abzuklappern und zu überprüfen in welchem Zustand sich die Wege zur Zeit befinden. So kann es leicht passieren, dass ein als RE deklarierter Punkt zu einer ordentlichen OR Prüfung wird!

13.08.2001 Neuer Tag, neues Glück? Wieder ging es mit einer, für mich viel zu großen Gruppe los. Zwei Kontrollpunkte machte ich mit, dann fuhr ich wieder zurück. Außerdem machte mir der abgebrochene Kupplungshebel von gestern stark zu schaffen, ich musste ihn nun doch austauschen. Außerdem passte der Schalt- und Fußbremshebel nicht, auch die Kupplung trennte nicht korrekt. Diesen Fehler konnte ich allerdings bislang noch nicht beseitigen.
Franky kam einige Stunden später zurück, der größte Teil der Gruppe hatte sich kurzentschlossen dazu entschieden Richtung Donau zu fahren, dort zu übernachten und Punkte zu sammeln.

14.08.2001 So standen Franky und ich am nächsten Tag alleine da, und nun gingen wir die Sache mal etwas ruhiger an.
Wir ‚schnappten' uns zwei Kontrollpunkte bei Cornereva, dann nach Baile Herculane Richtung Stausee nach Cerna-Sat. Die sehr stark beschädigte Betonpiste endet an der Staumauer. Ab dort ein toller unbefestigter Weg, ohne größere Schwierigkeiten. Das richtige um sein ‚neues' Motorrad in Ruhe kennen zu lernen.
Vorbei an einer Betonbrücke, wo sich das angeschwemmte Holz auf über 5 Meter auftürmte ging es weiter. Nach einem Verfahrer der uns leider sehr viel Zeit kostete lief uns die langsam die selbige davon, so kehrten wir ohne Erreichen des geplanten Kontrollpunktes um.

15.08.2001 Zunächst machten wir uns auf den Weg zu den Kontrollpunkten Bradu Mosului und Brebu Nou. Teilweise sehr schlammig, aber recht problemlos zu erreichen. Wir stärkten uns in Garana, wo wir auch noch eine andere Gruppe wieder trafen, die ziemlich genau die gleiche Strecke vor sich hatten wie wir.
Der nächste, geplante Kontrollpunkt war Cosava Canton. Die Strecke war recht einfach und sehr schön zu befahren. Da ich auch die reinen GPS Punkte einprogrammiert hatte, nahmen wir, eher zufällig, auch diesen Kontrollpunkt gerne mit.
Um auf die Teerstraße nach Anina zu gelangen, mussten wir uns einige Kilometer über tief verschlammte Waldwege quälen.
Ich wollte dann eigentlich wieder zurück, doch Franky hatte noch den Kontrollpunkt im Calgura Kloster auf dem Programm. Ab nun eigentlich nur noch Teer, jedoch ganz frisch mit Rollsplitt versehen. So wurde ein Großteil der Strecke zu einer schönen Rutschpartie, immer mit dem Gedanken, dass wir die gleiche Strecke ja auch wieder zurück mussten. Der Weg zum Kloster war leicht zu finden, jedoch hatte es der letzte Kilometer ganz schön in sich. Sehr steil ging es über extrem groben Schotter bis zum Kloster. Schnell abstempeln lassen und wieder los. Es war bereits sehr spät, und der Weg zurück noch sehr lange. Da es schon bald dunkel wurde, entschieden wir uns für den Rückweg über Resita. Dort mussten wir unbedingt tanken, da es sonst für den weiteren Rückweg nicht mehr gereicht hätte. Wir fanden dann endlich eine Tankstelle, aber dann nicht mehr den Weg hinaus. Da aber die Rumänen ein sehr hilfreiches Völkchen sind, führte uns ein Mann mit seinem Auto aus der Stadt hinaus. Wir waren dann wieder auf dem richtigen Weg. Über eine tolle, sehr kurvenreiche Strecke ging es bis nach Garana und weiter die Gleiche Strecke wie am Sonntag zurück. Es macht echt Spaß im Dunkeln zu schottern. Besonders wenn der A.... so richtig weh tut. Gegen 23:00 Uhr waren wir dann endlich zurück, und ich fiel nach einer heißen Dusche sofort ins Bett.

16.08.2001 Der letzte Tag der Wertung. Nach dem langen Ausritt gestern, wollten wir heute noch ein paar Punkte in der näheren Umgebung ansteuern. Zunächst nach Buhui, dann weiter nach Raul Alb und dort bis zur ‚End of road'. Die ‚end of road' hatten wir, doch laut GPS waren wir noch einige Meter davon entfernt. Franky wollte sich gerade per Fuß auf die Suche machen, als einen gelben Pfeil entdecke. Die GPS Koordinaten waren einfach falsch. Gerade wollten wir uns wieder auf den Rückweg machen, als wir Motorengeräusche hörten. Es waren Sergio und einer seiner Helfer, die den Kontrollpunkt besser erkennbar machen wollten. Wir halfen ihnen dabei und machten uns gemeinsam auf den Rückweg zum vorhergehenden Kontrollpunkt. Dort waren gerade ein paar weitere Fahrer angekommen, und Sergio wechselte noch ein paar Worte mit ihnen. Kaum aber war Sergio los gefahren, purzelte er plötzlich auf den Weg, und von seinem Moped war nichts mehr zu sehen. Das Gras war so hoch gewuchert, dass der Graben nicht mehr zu sehen war, wo jetzt die XR lag. Kurze Frage nach dem Befinden von Sergio. "Alles O.K." und sogleich wurden die Fotoapparate gezückt. Sergio wollte unbedingt auch noch ein Bild mit ihm vor dem Motorrad. Alle fertig? Erst jetzt ‚durften' wir das Motorrad bergen.
Weiter zum nächsten Kontrollpunkt, Plopu. Kurz vor dem Kontrollpunkt musste noch ein Tor geöffnet werden. Da ja die KTM in Sachen Seitenständer nicht glänzen kann, musste ich immer anhalten um die Tore zu öffnen und natürlich auch wieder zu schließen. Wir trafen dort erneut Sergio und seinen Helfer, die mal wieder auf der Suche nach neuen Kontrollpunkten waren.
Sergio erklärte uns eine Abkürzung zum nächsten Punkt, der war mir aber zu heftig, und so zweigten wir von der Straße ab in Richtung Submargine. Die Familie die in dem Haus wohnt, wo sich der Nagelpunkt befindet waren sehr freundlich zu uns, nur reichten unser beider Sprachkenntnisse nicht aus um etwas mehr als nur ‚Guten Tag' und ‚auf Wiedersehen' zu sagen.
Wo wir schon mal da waren, wollten wir auch versuchen den nahegelegenen OR Punkt, Submargine Top ‚mitzunehmen'. Bis auf ein längeres Stück Weg einen Steilhang hinauf, der durch den Regen eine schon richtig tief eingefräste Regenrinne hatte in der sich nun das lose Geröll sammelte, war die Strecke O.K., der Ausblick dafür aber war echt grandios. Kaum waren wir oben angelangt, als wir Motorenlärm hörten. Die Gruppe, die sich am Montagabend noch Richtung Donau abgesetzt hatte, war im Anmarsch. Schnell den Nagelpunkt aufnehmen, kurzes Schwätzchen, noch den GPS Punkt in der Nähe anfahren, und schon waren sie wieder verschwunden. Wenn wundert's, die Gruppe hat mit weitem Abstand gewonnen, obwohl natürlich alle im Vorfeld gesagt hatten, dass sie nur einfach so mitfahren wollten. Gewinnen, nee, muss nicht sein!!!!!!!!!!
Wir fuhren, nein rutschten den Steilhang wieder hinunter Richtung Straße, und steuerten nun unseren letzten Kontrollpunkt an, Ilova. Die Streckenbeläge waren sehr abwechslungsreich. Von der Straße aus ging es zunächst mehrere hundert Meter über den gewohnten, groben Schotter mit faustgroßen Kieselsteinen. Dann plötzlich eine zweispurige Betonpiste. Eine Spur hörte dann einfach auf und ging dann wieder für ein paar Meter ins Unbefestigte über, um weit vor dem Dorf wieder als zweispurige Betonpiste zu beginnen. Am Ortseingang dann hörte, mit einem Absatz von bestimmt einem halben Meter, die eine Spur wieder auf, um dann zweihundert im Dorf ganz zu enden. Da sieht man mal was in Rumänien so alles in der Vergangenheit schief gelaufen ist. Einmal so, dann mal so, gerade so wie man Lust und Laune hatte. Eine einspurige, dafür durchgängige Betonpiste zwischen Dorf und Hauptstraße hätte den Einwohnern bestimmt viel mehr gebracht.
Der Kontrollpunkt befand sich in einem kleinen Laden, Franky ging los und ich blieb bei den Mopeds. Schnell war ich von Kindern umringt, die unbedingt mal auf ein Motorrad wollten. Ich wehrte mich standhaft, entschädigte sie aber mit einem Gruppenbild mit Motorrad. Die Abzüge werde ich zu Sergio schicken. Ich hoffe sie erhalten sie auch.
Das war's, und es ging zurück in die Unterkunft. Kaum bei Wittmanns Hütte angekommen, war erst mal ein Bier angesagt. Man hat ja untereinander immer etwas zu bequatschen, als mich ein Teilnehmer darauf aufmerksam macht, dass ich wohl einen Platten am Hinterrad hätte. Ich hatte nichts davon bemerkt, dass muss wohl auf den letzten paar Metern passiert sein. Zum Flicken hatte ich jetzt keine Lust mehr, so musste die Reparatur bis zu Hause warten. Kleine Anmerkung am Rande. Als ich den geflickten Schlauch zu Hause wieder eingebaut, und mit der Fußluftpumpe gut 2,5 bar drauf hatte, hörte ich so ein leises Zischen, Verflucht! Ein zweiter Nagel den ich übersah, hatte ein weiteres Loch verursacht. Also, alles noch mal.

17.08.01 Nach langem hin und her hatten wir es nun endlich geschafft, den Anhänger frei zu bekommen, die Motorräder darauf zu vertäuen, das Gepäck und uns ins Auto zu schmeißen und uns Richtung Heimat aufzumachen. Ziel war wieder die Unterkunft in Ungarn. Vorbei an Jena (!) erreichten wir dann Arad. Diesmal verfransten wir uns nicht. Die Wartezeit am rumänischen Zoll hielt sich auch in Grenzen, so standen wir vor der Einreise nach Ungarn. Der Wagen und unsere Papiere wurden kontrolliert, wir sollten dann mal noch auf die Seite fahren. Ich wartete, und Franky diskutierte mit den Zöllnern. Er hatte so ein komisches Grinsen im Gesicht als sagte: "Wir dürfen nicht einreisen und müssen zurück nach Rumänien!" Ich glaubte es natürlich nicht und grinste zurück. Doch es war tatsächlich sein voller Ernst, und als mir das so bewusste wurde, fragte ich natürlich sofort nach dem warum? Ihr könnt euch noch an die Einreise erinnern? Denn genau darauf sprachen uns die Zöllner an. Wo ist denn der Speditionsbeleg (o.ä.) für die Mopeds. Hatten wir natürlich nicht, aber es brachte auch nichts zu sagen, dass wir doch auch an diesem Grenzübergang eingereist, und uns ja auch niemand darauf aufmerksam gemacht hatte. Mit einer gehörigen Portion Wut reihten wir wieder in die Schlange nach Rumänien ein. Zum Glück hat man ja ein Handy dabei, und so versuchte ich zunächst einmal die Kollegen zu erreichen die vor uns los gefahren sind. Leider vergebens. Dann den ADAC und sogar die Botschaft. Keiner konnte uns so richtig weiterhelfen. Endlich der Rückruf von Marcel, ja das Problem hatten sie dort auch schon gehabt. Sie sind aber über einen neuen, sehr kleinen Grenzübergang (Kiszombor/Cenad) problemlos nach Ungarn eingereist. Wir also los, denn dieser Grenzübergang hatte nur bis 20:00 Uhr rumänischer Zeit (!) offen. Zuviel Zeit hatten wir bereits verloren, dass wir es wohl nicht mehr rechtzeitig schaffen würden. Die letzte Lösung die uns einfiel, war den großen Grenzübergang Nadlac, der auch Fahrzeuge über 3,5t abfertigte, zu nehmen. Also wieder zurück, in Arad kannten wir uns nun bestens aus. Eine riesige Schlange wartete bereist vor dem Grenzübergang. Doch nach gut drei Stunden waren wir endlich an der Reihe. Der rumänische Zollbeamte wunderte sich natürlich über die vielen Stempel, doch nach unserer Erklärung und seinem, wohl eher als abfällig zu wertenden Kommentar über die Ungarn standen wir zum zweiten Mal heute vor einem ungarischen Zöllner. Der wollte nun plötzlich ALLE grünen Versicherungskarten sehen. Die hatten wir natürlich dabei, nur Papiere des Anhängers hatte vorher noch keinen interessiert. Hektisch suchte ich in meiner Tasche nach dem verfluchten grünen Schein. Der Rest war ja bereits griffbereit. Mit großer Erleichterung fand ich ihn, er schaute uns an, reicht die Papiere zurück, und winkte uns weiter. "So, jetzt wird es spannend" sage ich zu Franky, das Auto wurde ja noch nicht kontrolliert. Franky fährt los, aber keine Zöllner in Sicht. "Langsam weiterfahren, nicht anhalten" flüstere ich Franky zu. Wir sind außerhalb des Zollgebäudes! Jetzt Gas und nur noch weg von hier. Die ganze Sache hat uns so ca. 6-7 Stunden gekostet, und mich fast 130,- DM Telefongebühren, bei einem Minutenpreis von gut 5,- DM !!!
Nun wollen wir nur noch in ein Hotel, was trinken und natürlich was essen. Wir haben zwar etwas gefunden, aber den Namen merke ich mir bestimmt nicht. Das Essen war O.K., aber die Bude direkt an der Hauptstraße und im Zimmer drückend heiß.
So, dass war es nun wirklich. Das war nun alles in allem genug Aufregung für eine Woche.
Die letzten ‚paar' Kilometer gingen dank ungarischer, österreichischer und deutscher Autobahn ganz gut. So waren wir am Samstag gegen 22:00 Uhr zu Hause.
Abschließend, und natürlich mit einem recht großen zeitlichen Abstand, hat es mir ganz gut gefallen. Schlecht war, dass wir uns vorher keine Gedanken um eine einigermaßen harmonische Vierer- oder Fünfergruppe gemacht hatten. Dies vermieste mir den Anfang doch ganz schön.
Rumänien ist ein wirklich schönes Land, soviel (bzw. das Bisschen, das) ich sah. Es ist sehr arm, und auch die Prognosen für die Zukunft fallen nicht allzu gut aus. Ich denke die Enduromania kann zumindest einen Teil dazu beitragen, den Tourismus etwas anzukurbeln, damit etwas Geld ins Land kommt. Auch werden von verschiedenen, teilnehmenden Gruppen immer wieder Spenden gemacht, um z.B. in diesem Dorf die Straßenbeleuchtung wieder in Ordnung zu bringen, in jenem Dorf die Zugangsstraße wieder passierbar zu machen etc.
Vielleicht werde ich nun öfter an der Enduromania teilnehmen, wenn sich eine passende Gruppe im Vorfeld findet. Ob mit DR oder Twin lasse ich offen. Auch diese Entscheidung hängt von der Gruppe ab.


 

14.08.2001

 

 

 

15.08.2001


Wittmanns Hütte
GPS: N 45° 09.786' E 22° 25.834'

16.08.2001

 

17.08.2001

 

© Stephan Gries