„Was macht Ihr eigentlich an Silvester?“ frage ich Carlo, „Wir fahren mit ein paar Leuten nach Marokko. Silvester dann in den Dünen vonMerzouga. Habt Ihr Lust auch mitzufahren?“ „Klar!“ meine ich und das Hin und Her was man denn machen könnte, hatte ein Ende. Das war im Frühling des letzten Jahres, und nun, nach über 2000km ab Landstuhl, wo wir zumindest den Heiligen Abend in Deutschland verbrachten, stehen wir am 26.12 morgens um 03:00 vor dem Campingplatz ‚La Garoffa’ in der Nähe von Almeria. Schon die Anfahrt hatte es in sich. Am 25.12.99 ging es früh morgens los. Ich denke die ganze Zeit darüber nach warum mein Auto nicht von der Stelle kommt. Beim Blick auf die sich im Wind hin und her wiegenden Bäume wird mir aber schnell klar dass Mutter Natur rein gebläsetechnisch ganz schön loslegt. In Baden Württemberg die schlimmsten Stürme seit Jahren, ich sage nur 'Lothar' ....

Um wenigstens noch etwas Schlaf zu bekommen, packen wir das Gepäck von der Ladefläche auf Fahrer- und Beifahrersitz um unsere Isomatten auszubreiten. So gegen acht werden wir geweckt; Petra, Carlo und Wolfgang sind gerade mit VW Bus und Hänger eingetroffen. Auch wir bekommen unsere Parkbucht zugeteilt und laden erst mal die Mopeds ab. Dann zum Frühstück auf die Terrasse des Campingplatzes. Auch hier im Süden von Spanien ist es recht windig, aber bei 20°C mit Deutschland wohl kaum zu vergleichen.

Wir sind natürlich nicht die ersten. Fast alle Transalper, dessen Idee diese Tour ist, sind schon fleißig am Schrauben. Nein, nicht an den Mopeds. Am Begleitfahrzeug, Familie Kremers VW Bus. Der Öldruckschalter ist leck und wird kurzer Hand durch den Schalter von Luigis Golf ausgetauscht.

 Gegen 18:00 Uhr dann macht sich der Tross von 22 Motorrädern und einem VW Bus auf den Weg nach Almeria zum Fährhafen. Carlo und Luigi sammeln alle Papiere ein und wir werden sehr zuvor kommend als Rallye Gruppe behandelt. Innerhalb kürzester Zeit sind die Formalitäten erledigt und wir warten ungeduldig um endlich aufs Schiff zu kommen. Mit uns sind noch sehr viele organisierte Jeep Touren im Hafen, sodass fast keine Marokkaner Platz mit Ihren Fahrzeugen auf der Fähre finden.

Paarweise geht es dann in den Bauch der Fähre. Die Mopeds werden mal wieder als Lückenfüller zwischen den ganzen Autos vertäut. Für uns wird dann auch noch ein Sektempfang auf dem Schiff organisiert. Ein paar Süßigkeiten gibt es zwar, aber den Sekt haben sie wohl vergessen, was der guten Laune aber keinen Abbruch tut. Da Ulli und ich keine Kabine gebucht hatten spreche ich mit dem Chefsteward, der uns ja so zuvorkommend behandelte. „Kein Problem“ meint er, gibt mir einen Schlüssel und sagt: „Dies ist ein persönliches Geschenk von mir für Sie.“ Der Chefsteward sammelt dann auch noch alle Papiere ein um die Einreiseformalitäten über Nacht für uns zu erledigen. Toll, was soll man da noch sagen.

Mittlerweile hat das Schiff schon den schützenden Hafen verlassen, und die See wird zunehmend rauer. Einigen geht es verdammt übel und der Rest zieht sich sicherheitshalber in die Kabinen zurück.

 

Hier nun löst sich der Tross in kleinere Gruppen auf, um sich aber spätestens am 31.12.1999 am Camping Platz Ksar Sania in Merzouga wieder zu treffen.

Ulli, Franky, Horst und ich fahren Richtung Guercif. Die ersten zwei Nächte wollen wir in  Taza, im Hotel Friouto Salam (Friouato) verbringen.

Es ist zwar schönsten Wetter, war es aber im Hafen noch angenehm war, wird es mit jedem Höhenmeter kälter. Eine Nebelbank die wir durchfahren müssen ist so dicht, dass wir kaum die Hand vor Augen sehen können. Endlich wieder in der Sonne machen wir ein kleine Pause in der Nähe eines Queds.

Nach etwa 220km erreichen wir dann Taza, und finden auch, schlussendlich per Zufall, das Hotel. Laut Reiseführer ein ***-Hotel, dessen Außenanlagen aber einen vernachlässigten Eindruck machen. Die Zimmer sind sauber und O.K., die Dusche natürlich kalt. Eine kleine Elektroheizung ist jedoch völlig mit der Erwärmung des Zimmers überlastet. Nach den beiden letzten, anstrengenden Tagen bin ich ziemlich platt und freue mich auf ein gutes Essen, ein richtiges Bett und ruhigen Schlaf nach einer heißen Dusche.

Da die Dusche immer noch kalt ist frage ich kurz bei der Rezeption nach. Erst nach dem Abendessen wird es warmes Wasser geben.

Das Abendessen ist sehr gut, wir sind die Einzigsten im sehr kalten Speisesaal, und wir gönnen uns zusätzlich eine sehr gute Flasche marokkanischen Wein. Mit großer Vorfreude auf die heiße Dusche kommen wir aufs Zimmer, dass Wasser jedoch ist immer noch kalt. Angesäuert gehe ich diesmal persönlich zur Rezeption. Leider erst morgen früh gibt es warmes Wasser ist die Aussage und mit einem bösen Blick lasse ich sie hinterm Tresen sitzen. Kurze Zeit später klopft es an der Tür, und die Dame von der Rezeption überreicht uns Schlüssel für zwei Zimmer die warmes Wasser haben.

Franky hat sich für heute eine Tour durch den Djebel-Tazzeka Nationalpark ausgedacht (Rf. Route A13). Auf einer wunderschönen, kleinen Straße geht es bis Merhraoua. Ab hier geht es über Piste weiter. Die Strecke führt uns vorbei an Bauarbeitern durch eine große Schlammpfütze, schon haben die bisher noch sauberen Mopeds das richtige Enduro Outfit. Ulli war das wohl noch nicht genug, auch Ihre Klamotten nehmen einen leicht lehmfarbigen Touch an!

Der Weg windet sich Meter um Meter höher. Auf den Teilen der Piste die lange im Schatten liegen ist es sehr rutschig, da lehmig. Hier erweist sich der Michelin Desert mit seinen langen Frontstollen als klarer Vorteil. Nach einer Biegung dann aber erst mal halt. Wie im Reiseführer schon angedeutet befindet sich diese Strecke bereits seit 1995 (!) im Bau, und nun stehen wir vor einem Bohrtrupp die kleine Löchlein 5m tief in den Fels bohren um den Weg zu einer breiten Piste zu machen. „Attendez vingt minutes!“ war die Aussage. „Wartet zwanzig Minuten, dann könnt Ihr weiter fahren“. Gesagt, getan. Lieber eine kleine Zwangspause, als durch die Lehmabschnitte wieder den Berg runter zu rutschen.


Nach den Bohrarbeiten ging's weiter

Auf einem recht steinigem Abschnitt erwischte es dann Ulli, d.h. ihre Dommi. Genauer gesagt hat wohl ein Stein die Halterung der Feder des Seitenständers abgebrochen, die Feder flog weg, der Seitenständer klappte aus, und die Dommi steht. Horst hat, natürlich zufälligerweise J, eine ähnliche Feder dabei die ich zusätzlich mit Kabelbindern befestige. Die Feder ist leider etwas zu schwach, deswegen sichere ich zusätzlich den Seitenständer noch mit einem Gummi.
Mittlerweile sind wir schon auf 1900m und der Schnee zum Greifen nah. Nach etwas Verwirrspiel wo es denn lang geht, kommen wir dann auf einen nagelneu geschotterten Abschnitt der Strecke. Die Aussicht ist atemberaubend und auf einer solchen Piste lässt es sich prima schottern, auch mit höherer Geschwindigkeit.


Als Nachtisch wird toller Schotter mit exklusiver Landschaft gereicht

Der Schnee der vorhin noch zum Greifen nah war, liegt jetzt, im wahrsten Sinne des Wortes, direkt vor uns. Der Schnee ist nicht sehr hoch, das Schneefeld vielleicht dreißig Meter lang, allerdings ist teilweise Eis unterm Schnee, und das macht nun wirklich keinen Spaß. Endlich ist nach etwa 80km die Teerstrecke wieder erreicht, und da wir uns mit den Entfernungen und der Zeit ganz schön verschätzt haben, bleibt uns nur die Wahl über Ribat-el-Kheir und die 4803 nach Tahala . Bei Dunkelheit erreichen wir dann über die P1 Taza. Wieder sind die Duschen kalt, das Essen und der marokkanische Rotwein gut.


Zum Glück M+S Reifen und Kette :-)

Unser heutiges Tagesziel ist Midelt. Wir verlassen Taza in westliche Richtung auf der P1 Richtung Fes. Um uns den Trubel der ältesten der vier Königsstädte zu ersparen, nehmen wir den Weg über Sidi Harazem zur P20 nach Süden. Eine insgesamt fahrtechnisch recht langweilige Strecke, leider gibt es kaum Alternativen auf den Weg Richtung Süden. Landschaftlich ergeben sich immer wieder tolle Ausblicke auf den mittleren Atlas und die großen, unbesiedelten, kargen Flächen, die einen eher wie auf dem Mond vorkommen lassen. In Midelt auf fast 1500m angekommen tanken wir mitten in der Stadt, ein Fehler. Sogleich werden wir von sehr penetranten Fossilienverkäufern umringt. Unser Nein wird natürlich nicht akzeptiert, sie folgen uns sogar bis zum Hotel Ayachi. (Die Ausgaben unseres Reiseführers kommen mit der Anpassung der Zimmerpreise scheinbar nicht mehr nach, in meiner Ausgabe ('96) sollte ein DZ noch 250 DH kosten, in Franks Ausgabe lag der Preis schon bei 280 DH. Das Doppelzimmer kostet uns 330 DH! Als alternative Übernachtungsmöglichkeit bietet sich der Campingplatz Timnay und ?? an.)
Von unserem Zimmer haben wir einen tollen Blick in die Umgebung, also Foto raus! Auch die Mobilfunktechnik hat schnellen Einzug in Marokko gehalten. Direkt in der Nachbarschaft des Hotels befindet sich eine Basisstation. Allerdings kostet die Minute nach Deutschland etwa 5,- DM !! Mein Rat also, spätestens in Spanien ausschalten und Handy nur im Notfall benutzen, wenn man denn Empfang hat. 
Das Essen im Ayachi ist sehr gut, die Bedienungen sehr freundlich und zuvorkommend.

Nach einem Frühstück das nicht der Rede wert ist, brechen wir auf, immer weiter Richtung Süden. Doch beim Blick zum Himmel geht der Griff doch noch zur Regenhose. Bei nasser Straße macht es ja auch richtig Laune einen Satz Desert durch die Gegend zu schwuchteln. Zusätzlich habe ich noch das Glück in einer Kurve auf einer Öllache zweimal über das Vorderrad zu rutschen. Ab diesem Zeitpunkt fahre ich wie auf rohen Eiern. Zum Glück ist der Regen nach 30km wie weggeblasen und strahlend blauer Himmel begleitet uns für den Rest des Tages. Nach dem Tunnel de Légionnaire ist mit der Gorges du Ziz auch wieder etwas mehr grün im Spiel. 
Weil ja der gesamte Tross früher oder später nach Merzouga will, bleibt es natürlich nicht aus auch mal jemanden zu treffen. Bettina, Petra, Andrea, Stefan und ....


Gorges du Ziz

Über irgendeinen Col kommen wir dann nach Erfoud und machen uns auf die Suche nach dem Hotel Tafilalet dass an der Straße nach Tinerhirliegt. Leider gibt es für uns keinen Platz und wir versuchen es gleich mit dem nächsten, das Hotel Farah Zouar. Von außen macht es keinen so erbaulichen Eindruck, aber die inneren Werte und der Preis stimmen.
Da es noch sehr früh am Tag ist, wollen Horst, Franky und ich noch einen schnellen Ausflug zur Himmelstreppe machen. Im Reiseführer gibt es dazu drei GPS Koordinaten (Route C15). Der erste Punkt allerdings war an einem Hotel und entsprach nicht dem Roadbook. Rechter Hand auf der Straße nach Tinejdad sieht man sehr viele Gebilde die aussehen wie Maulwurfshügel, die Foggaras. Dies waren die Einstiege für die Sklaven um die unterirdischen Wasserkanäle in Ordnung zu halten!
Nach dem Roadbook sind wir jetzt etwa dort wo der Einstieg sein sollte, jedoch finden wir keinen. Wir fragen ein paar Kinder die uns Richtung Palmenhain schicken. Tatsächlich finden wir einen kleinen Weg und auch eine kleine Brücke über einen Kanal. Dahinter kommt auch gleich das im Reiseführer beschriebene Qued. Von Spuren ist aber weder im noch nach dem Qued etwas zu sehen. Horst gräbt sich im Qued auch gleich ein, und will sich weiteres nicht antun. Die Himmelstreppe am Horizont schon in Sicht suchen Franky und ich uns unseren eigenen Weg bis zur Treppe. Schon ein interessantes Bauwerk. Klar, dass so etwas nur einem Deutschen einfallen kann. Mitten im Nichts eine Treppe in den Himmel. Kam er vielleicht gerade von einem Einkaufstrip aus dem Rif Gebirge? Egal, das Teil hat was. Franky und ich stehen oben, doch was taucht denn da auf. Horst hat sich doch durchgerungen und ist uns gefolgt.


Himmelstreppe bei Erfoud

Da wir ja auf dem Hinweg keine Spuren fanden, folgen wir eben auf dem Rückweg den Spuren. Also los, kein Problem bis zum Qued, aber wie nun weiter? Von einer Staumauer weit und breit nichts zusehen, so fahren wir weiter im Qued Richtung SO. Sehr sandig und steinig, nicht sehr einfach zu fahren und wir finden einfach keinen Weg aus dem Qued in den Palmenhain. Meine nicht vorhandene Kondition läßt langsam nach, es wird zunehmend windiger und die Strecke schwerer. Bei einer erneuten Ausfahrt aus dem Qued fahre ich die Sache wohl zu flach an und rums liegt das Motorrad um 180° gedreht auf der Seite, und ich auf dem Allerwertesten. Die leichtgewichtige Twin musste ich dann erst mal wieder auf den rechten Weg bringen. Vielleicht war es ja auch ein Zeichen doch in die andere Richtung zu fahren? Bei einem erneuten checken eines Überganges, diesmal steht ein Bewässerungskanal im Weg, springt die Twin nicht mehr an. Lautes pfeifen und hupen hilft nichts, Franky düste schon wieder los, Horst ist eh' zu weit weg. So mache ich mich eben alleine an die Arbeit. Der Fehler ist auch gleich gefunden. Da ich schon einmal das gleiche Problem hatte, und dies eh' eine Krankheit der Twin ist, schließe ich die Benzinpumpe kurz und der Motor läuft wieder. Also wieder runter ins tief versandete Qued. Horst ist schon ziemlich am Ende und er hat sich schon wieder fest gefahren, dummerweise natürlich vorne. Das Werkzeug dass ja oft sehr nützlich ist, ist einfach etwas zu schwer. Zu zweit schaffen wir es dann und ich schiebe ihn noch ein paar Meter. Wieder zurück zu meinem Moped, da steht Horst auch schon wieder. Ich fahre zu ihm hin und helfe Horst erneut und fahre weiter. Nach einem erneuten Ableger an einem Sandhügel schaffe ich es endlich auf eine festere Unterlage. Horst steckt schon wieder. So laufe ich los um ihm wieder zu helfen. Nun bin ich aber wirklich am Ende. Als ich wieder zurück bei meinem Motorrad bin, sehe ich Franks Twin auf der andern Seite des Queds. Endlich! Nun macht sich Franky auf den Weg zu Horst. Mit nun etwas vermindertem Luftdruck schafft es Horst dann schließlich auf den festen Untergrund. Der Wind wird immer stärker, auch die Dunkelheit bricht langsam ein als wir dann endlich im Dorf Jorf zurück auf die Teerstraße finden. Nach ein paar Kilometern fängt der Motor auch noch an Mucken zu machen. Plötzlich keine Leistung mehr. Ich denke mir: "So, jetzt ist der Sprit auch noch leer, Klasse!" und halte an. Franky fährt wie immer taub und blind weiter. Horst meint, ich solle es noch versuchen wenigstens bis zum Hotel zu kommen. Sie läuft nun plötzlich wieder und wir erreichen kurz vor 18:00 Uhr das Hotel. Völlig durchtranspiriert, manche würden auch platschnaß geschwitzt sagen, geht es dann gleich unter die heiße Dusche und anschließend in das sehr schön eingerichtete marokkanische Kellerrestaurant.

Am morgen ist dann erst mal schrauben angesagt. Ich nehme die Benzinpumpe auseinander, reinige die Kontakte und schon läuft sie wieder. Abwarten wie lange!!!
Wir machen uns auf den 50km langen Weg zum Camping Platz Ksar Sania, wo wir uns ja heute um 16:00 Uhr treffen wollen. Der Einstieg nach dem Teerende ist schnell gefunden und schon bald tauchen am Horizont die ersten Ausläufer des Erg Chebbi auf. Es gibt hier so viele Pisten und Abzweigen, da kann man sich mit einem GPS und dem entsprechenden Wegepunkt doch erheblich leichter orientieren. So erreichen wir problemlos nach etwa 30km Piste den ausgemachten Treffpunkt. Wir sind die Ersten, und können uns erst mal einen Kaffee und ausnahmsweise, es ist ja Ramadan, auch mal etwas zu Essen gönnen. Gegen vier treffen auch tatsächlich die Nächsten ein, und eine Stunde später sind wir fast komplett.

Carlo und Luigi fahren mit ihren KTM's (Keine Transalp Mehr) los um einen geeigneten Platz in den Dünen zu finden. Schnell werden sie fündig, geben die GPS Koordinaten an alle weiter, und der gesamte Tross macht sich auf die etwa 10km Richtung Süden. Der Platz ist wirklich gut und hat im Eingang auch noch ein schönes Sandloch zu bieten, dass jeder durchfahren muß. Beim dem Einen sieht es etwas professioneller aus, der Andere macht lieber langsam. Ulli bleibt mit Ihrer Dommi stecken, plötzlich ist der Motor aus. Wir zerren sie ins Lager und merken gleich das am Vergaserüberlauf Sprit wegläuft. Erst mal Benzinhahn zu, und Zelt aufbauen. Als dann unser Nachtlager fertig ist kümmere ich mich um die Dommi. Ich hole Carlo zur Hilfe, und kurze Zeit später kann sie wieder alleine das Wasser, sprich Benzin halten. Scheinbar hatte sich der Schwimmer irgendwie verhakt, doch ein paar Schläge auf die Schwimmerkammer lösten ihn wieder.
Es wird schon wieder dunkel, und damit auch schnell empfindlich kalt. Nun ist es aber endlich Zeit meinen 12Volt Weihnachtsbaum aufzupflanzen, schließlich schleppe ich ihn schon solange mit mir herumJ. Es wird immer kälter, einige ziehen sich sogar in die Zelte zurück. Von der anderen Seite kommt der Vorschlag Silvester vielleicht ein paar Stunden vorzuziehen!! Mit Hilfe von Jacky-Cola und einem kleinen Feuer halten wir dann doch alle durch bis es endlich 00:00 ist, in Marokko. Egal, jetzt wird erst mal losgefeiert. Alles rennt wild rumknutschend durch die Gegend, bis auch wirklich jeder jedem ein gutes Neues gewünscht hat. Schon ist es 01:00, sprich 00:00 in Deutschland, und das Geplärre geht schon wieder los. Vom Erg Chebbi werden einige Raketen losgeschickt, auch einige Lichtspiele sind zu erkennen. Ist bestimmt ein tolles Schauspiel. Leider sind wir zu weit weg. Egal, unsere Silvesterparty ist eh' besser !! Kurze Zeit später jedoch wird es uns doch zu kalt und wir verziehen uns in unsere Schlafsäcke, gleich ist es kuschelig warm.


Africa Twin mit 12V Weihnachtsbaum

 

!!!!! 01.01.2000 !!!!!
!!!!! 01.01.2000 !!!!!

  Unser Camp, 10km südlich von Ksar Sania
Unser Camp, 10km südlich von Ksar Sania 

Am Morgen kann ich endlich ein paar Bilder von unserem Camp machen, gestern kam ich ja nicht mehr dazu. Leider hat auch mein Kopf eine gewisse Schwellung angenommen, sodass ich vom Dünen fahren lieber Abstand nehme, vor all den Leuten ist mir das eh’ zu peinlich.

Plötzlich bricht Hektik aus. Keiner hat so richtig Lust noch eine Nacht hier draußen zu bleiben, und vom Campingplatz kommt die Nachricht dass es jetzt genug Platz für uns alle gibt. Irgendwie kriegen wir alles, auch den Müll, in Rekordzeit unter und Ulli und ich düsen los. Ich bin schon auf der anderen Seite des Sandlochs, Ulli steht. Also laufe ich zurück und fahre die Dommi raus. Beim einem kleinen Absatz bleibt die Dommi wegen ihrer geringen Bodenfreiheit, sie ist um etwa 4cm tiefer gelegt, erneut stecken. Mit vereinten Kräften geht es aber recht flott und schnell ist der Campingplatz erreicht. Nachdem das Zelt wieder steht, gönne ich mir ein heiße Dusche die meine Lebensgeister wieder weckt.

Das Abendessen sorgt dann leider teilweise für Probleme. Das Restaurant ist völlig überfüllt und ein Teil unserer Gruppe wird wohl doch etwas zu kurz mit Essen gehalten. Natürlich beschweren sie sich, und einige Zeit später gibt es auch einen ordentlichen Zuschlag.

 

Für Ulli und mich ist das Urlaubsziel ja schon erreicht, Silvester in den Dünen. Bevor wir uns schon wieder auf den Rückweg nach Nador machen, verbringen wir noch einen Tag auf dem Campingplatz. Noch vor dem Frühstück kommt Stefan zu unserem Zelt und fragt uns was wir denn so schätzen wie kalt es denn so morgens ist. Ich tippe so auf 0°C oder knapp drunter. –14,7°C hatte Stefan um 7:30 auf seinem IMO. Ich schlottere noch mal nachträglich und schaue auf Ulli’s IMO, immer noch –7,4°C um 9:30 Ortszeit. Man, mir ist ja schon den ganzen Urlaub eher kalt, aber das ist doch wohl extra herb!

... sooo kalt !!
... sooo kalt !!

 

Bettina, Ulli und ich machen noch einen kurzen Ausflug in die Gegend, zum Dayet Sri. Als ich vor 3 Jahren mit Carlo hier war, gab es noch Wasser und Flamingos!! 

Sehr früh sind wir wieder zurück und wir wollen doch noch auf den Erg Chebbi um den Sonnenuntergang zu erleben. Ganz hoch komme ich nicht, schließlich war ich ja schon mal oben!!! Auch von hier aus ergeben sich tolle Motive und ein paar dumme Ideen für ein paar Bilder habe ich auch noch.

Erg Chebbi

Erg Chebbi

Erg Chebbi
Bettina mit Kind erkämpft Meter um Meter des Erg Chebbi

- ohne Worte -

stephan@reisedampfer.de

Sonnenuntergang am Erg Chebbi
Sonnenuntergang am Erg Chebbi

Nun ist es aber doch so weit, Ulli und ich machen uns auf den Rückweg. Andrea und Wolfgang nehmen wir noch ins Schlepptau bis nach Erfoud, da sie kein GPS haben. Leider halte ich mich etwas zu östlich, wo die Strecke etwas sandiger ist. In einem Sandbunker erwischt es dann Andrea. Ich bekomme davon leider nichts mit und fahre weiter. Als ich endlich anhalte ist keiner der Drei mehr zu sehen. Verdammt! Was ist passiert. Ich warte und warte, aber keiner taucht auf. Wenn ich wieder zurück fahre bringt auch nichts, da müsste ich ja den gleichen Weg erst mal finden, und das bei der Auswahl von Pisten! Ich packe das Handy aus, habe sogar Empfang, doch das Handy hat sich von selbst eingeschaltet und der Akku ist fast leer. Ich versuche Ulli zu erreichen, bekomme aber keine Verbindung und gebe auf. Ich warte noch eine zeitlang, da tauchen sie doch wieder auf. Außer einer gebrochenen Frontscheibe, die aber beim Aufheben und nicht beim Sturz zerbrochen ist, ist nichts passiert. Zu allem Unglück ist auch noch Wolfgangs Wasserflasche im Koffer kaputt gegangen. Wie wir hier so warten sehen wir plötzlich gepanzerter Fahrzeuge auf uns zukommen. Als ob das Gelände nicht breit genug wäre müssen sie natürlich links und rechts an uns vorbei gurken, und stauben uns natürlich ganz schön zu. Nachdem wir dann noch einem FIAT Uno Fahrer aus einem Sandloch geholfen hatten ist die Teerstraße wieder erreicht. Wolfgang scheint sehr erleichtert zu sein, zwischendrin war er davon überzeugt dass wir uns völlig verfahren hatten.
Kaum sind wir ein paar Meter auf der Straße unterwegs kommt uns ein Konvoi Wohnmobile entgegen, die sieht man ja öfter, aber in ihrem Schlepptau haben sie auch noch Wohnwagen Gespanne, na dann viel Vergnügen.
In Erfoud trennen wir uns von Andrea und Wolfgang, wir wollen noch bis Midelt ins Ayachi.
Auf der ganzen Strecke kommen uns Armee und Polizei entgegen. Überall wird gemalert und Fahnen links und rechts der Straße aufgestellt. Da steht wohl ein Staatsempfang auf dem Programm. Eines der Sicherheitsfahrzeuge muß natürlich so gedankenlos überholen, dass er mich ums Haar in den Graben kickt. Typisch, immer haben sie Zeit, aber wehe sie sitzen hinterm Lenkrad. Da wird überholt, egal ob man was sieht oder nicht, es kommt schon niemand entgegen, "In scha allah!" Als krönender Abschluß des ganzen Aufmarsches kommen uns etwa 20 aufgetakelte Gold Wings entgegen. Klar, soviel Aufwand, da muß wohl der König unterwegs sein, was uns auch von ein paar Schweizern auf der Fähre bestätigt wird.
Diesmal keine penetranten Fossilienverkäufer vorm Hotel, wir kommen auch aus einer anderen Richtung !! Im Hotel ist nichts los, schnell haben wir ein Zimmer und die Heizung brummt auf vollen Touren. Klasse, endlich mal mollig warm ohne wie ein Michelin Männchen durch die Gegend zu laufen.

Diesmal wählen wir den Weg über Missour Richtung Guercif. Eine anderthalb spurige Straße auf der mir ein tolles Bild gelingt, ....

Atlas
Atlas

... aber die Benzinpumpe endgültig den Geist aufgibt. Ich schließe sie mal wieder kurz, viel haben wir ja nicht mehr vor. Es ist immer ein kleiner Kampf auf diesen schmalen Straßen. Ein Auto und ein Motorrad ist kein Problem. Aber sobald ein Kleintransporter auf der Bühne erscheint wird es verdammt eng und es kommt zum Duell: Wer geht auf die Seitenbegrenzung. Also erst mal so lange wie möglich in der Mitte bleiben und erst im letzten Augenblick an den rechten Teerrand ausweichen, der Transporter geht dann mit einer Seite auf den unbefestigten Seitenstreifen. Das klappt fast immer, die Ausnahme bilden Reisebusse und Touris.
In Guercif ist Markt und es wimmelt nur so von Menschen. Wir schlingern durch die Menschmassen und machen uns auf den Weg nach Taza. Wieder macht das Motorrad Probleme, keine Leistung mehr. Ich quäle sie bis zur nächsten Tanke, gönne ihr ein paar Liter, nun läuft sie wieder.
Endlich im Hotel Friouto Salam (Friouato) überlege ich was wir machen sollen. Unsere Fähre geht eigentlich erst am 6.1. aber mein Magen krampft immer mehr, außerdem weiß ich nicht was ich mit dem Motorrad machen soll. Wir entschließen uns dann bereits am 5.1 nach Nadorzu fahren und die Tickets umzubuchen. 
Natürlich ist das Wasser der Duschen wieder kalt, aber ich habe keine Lust mehr mich zu beschweren.

Das Frühstück schenken wir uns, und wir machen uns langsam auf Richtung Nador.

Nador
Nador

Kurz vorm Hafen wieder das gleiche Spiel. Der Motor bringt keine Leistung mehr, mit ist jetzt alles gleichgültig. Ich will nur noch in den Hafen, der Rest ist mir egal. Auch mein Magen macht mir wieder zu schaffen. 
Sehr früh erreichen wir das Hafengelände und unsere Tickets werden problemlos umgebucht. Wir treffen noch drei Schweizer die ebenfalls mit Motorrädern unterwegs sind. Mit ihnen gehen wir etwas einkaufen und schlagen uns trotz Ramadan den Bauch voll. Im Hafen ist fast nichts los, so sind die Formalitäten zügig erledigt und wir auch schnell auf der Fähre. Ich möchte uns noch eine Kabine besorgen, doch der nette Chefsteward von der Hinreise meint ich solle nach dem Ablegen der Fähre zu ihm kommen. Auf die Frage ob wir unser marokkanisches Geld hier auf der Fähre tauschen können, gibt er uns eine negative Antwort. Einer der Schweizer und Ulli verlassen dann schnell noch mal das Schiff, doch auch die Wechselstuben im Hafen sind bereits geschlossen. Ein Zöllner gibt ihnen den Tipp es doch mal unweit in einem Hafenrestaurant zu versuchen. Sie spurten hin, erklären die Situation. Ein Taxi wird gerufen, ein Marokkaner schnappt sich das Geld und kommt auch wieder zurück. In der Hand ein Bündel Scheine, spanische Pesetas. Rechtzeitig sind die Beiden wieder auf dem Schiff und ich kann dann auch noch eine Kabine besorgen. Ich lege mich gleich in die Horizontale, mir geht es zunehmend schlechter.
Diesmal ist die Überfahrt sehr ruhig, und ich kann zumindest ein paar Stunden schlafen.

Pünktlich kommen wir in Almeria an, wir warten noch ein wenig um nicht wieder von den ganzen Abgasen vergiftet zu werden. Doch als wir zu unseren Parkplätzen kommen ist die ganze Fähre bereits leer. Ohne Stress packen wir unsere sieben Sachen und verlassen das Hafengelände. Auch die spanischen Zöllner interessieren sich nicht für uns und lassen uns passieren. Kurze Zeit später sind wir wieder auf dem Campingplatz, laden die Mopeds auf den Hänger und nach einer lauwarmen Dusche machen wir uns im T-Shirt, bei strahlendem Sonnenschein auf die Heimreise.

Was gibt es zu diesem Urlaub als Résumé noch zu sagen: Klar, mit meinem Satz Desert war ich für die paar Offroad Meter völlig ‚over reift'. Aber der Satz lag eh zu Hause rum, und ausprobieren wollte ich ihn halt doch mal.
Wir hatten supertolles Wetter, aber es war eben einfach sau kalt. Zum Glück hatten wir kurz vorm Urlaub bei einem Angebot für Jack Wolfskin Schlafsäcke zugeschlagen. Auch in Sachen Funktionsunterwäsche und sonstiger Bekleidung hatten wir ganz schön aufgerüstet. Zum Glück. Es bleibt einem eigentlich für eine Tour nur die Zeit zwischen 10:00 und 16:30. Um kurz nach 17:00 Uhr geht bereits die Sonne unter. Die Hotels sind leider nicht alle auf solche Temperaturen vorbereitet und so friert man auch im Zimmer oder im Speisesaal. Marokko ist und bleibt ein tolles Land für alle Offroad Fahrer dass auch kulturell viel zu bieten hat (ich oute mich aber hier wieder als Kulturmuffel), man sollte sich aber doch vielleicht eine wärmere Jahreszeit raussuchen. Die Anreise ist sehr lange und teuer, deshalb sind zwei Wochen viel zu kurz. Die Kinder sind immer noch lästig, aber man sollte sie trotzdem nicht mit sinnlosen Geschenken auch noch in ihrer Bettelei unterstützen. Leistung gegen Bezahlung ist die einzig wahre Devise. 
Alle Strapazen haben sich trotzdem gelohnt, für die wohl außergewöhnlichste Silvesterparty die ich bisher erlebt habe. Ich denke sie wird schwer zu toppen sein.
Da es mich nun bei meinem dritten Afrikaurlaub das dritte mal gesundheitlich erwischt hat, werde ich wohl die nächste Zeit nicht mehr meinen Urlaub dort verbringen. Schade, aber in Europa gibt es auch noch genug zu ‚erfahren'.
Ein Kompliment noch an die Transalper. Toll was die so alles auf die Beine stellen. Hut, sprich Schnebbekapp, ab!