1.Tag Donnerstag, 19.12.96
Nachdem die Motorräder sicher auf dem Hänger verstaut waren, ging es nach der Weihnachtsfeier des Motorradstammtisches Karlsruhe so gegen Mitternacht los, bis kurz nach Mulhouse.
2.Tag Freitag, 20.12.96
Fahrt über die Pyrenäen bis nach Murcia.
3.Tag Samstag, 21.12.96
Ankunft in Almeria kurz vor Mittag. Die nächste Fähre ging bereits um 12:30, doch das war zu knapp; die Nachtfähre war ausgebucht und am Sonntag fährt keine Fähre. Zum Mittagessen fuhren wir dann in den Hafen von Aquadulce wo wir Deutschen in Spanien italienisch aßen, serviert von der belgischen Chefin; echt voll kosmopolitisch !
4.Tag Sonntag, 22.12.96
Da ja keine Fähre ablegte, machten wir einen Ausflug in die Sierra Nevada. Nach ersten, kürzeren Pistenstrecken und schmalen Wegen ging es kurz vor Caniles über die Sierra de Baza nach Abla. Dieser Paß ging bis fast 2000m hoch, und da wir uns in der Zeit etwas verschätzt hatten wurde es auch schon empfindlich kalt.
5.Tag Montag, 23.12.96
Als Erstes nach dem Frühstück und dem Bepacken der Maschinen stand der Kampf um die Ticket's nach Marokko auf dem Programm. Da der Rechner der Fährgesellschaft ausgefallen war, mußte Carlo geschlagene 3-4 Stunden zwischen sehr aufgebrachten Marokkanern verbringen, um aber doch noch rechtzeitig mit den Ticket's vorm Auslaufen der Fähre aufzutauchen. Aus ganz Mitteleuropa reisten die Marokkaner an um die Feiertage in ihrem Heimatland zu verbringen. Bepackt waren sie bis die Reifen fast am Kotflügel schleiften, recht erstaunlich was man so alles in und auf einen Kleintransporter bzw. PKW laden kann. Vom Herd, Kühlschrank, Fernseher über Decken und Möbel bis zu Fahrrädern und Mopeds und alten Reifen war alles dabei.
Die Fähre sollte eigentlich um 19:00 Uhr ablegen, doch wegen des Chaos in der Abfertigungshalle ging es erst eine Stunde später los. Während der Überfahrt erledigten wir noch ein Paar Einreiseformalitäten, da wir ja in Nador (Marokko) anlegen würden. Die Überfahrt war sehr ruhig. Fast alle Passagiere lagen irgendwo rum' ums sich von den Strapazen zu erholen. Wir taten das gleiche um einigermaßen fit in Marokko anzukommen.
So gegen 2:00 kamen wir dann in Nador an. Geweckt wurden wir von marokkanischer Musik in einer Lautstärke, daß die Boxen ihre Eigengeräusche fröhlich hinzufügten.
Um aber endgültig nach Marokko einzureisen, mußte das Motorrad noch in den Reisepaß eingetragen werden. Dazu gab es verschiedene Parkstreifen, wo von jedem der Fahrzeugschein und der Reisepaß eingesammelt wurde. War die Prozedur abgeschlossen wurden die Papiere an die Zöllner ausgegeben die dann laut schreiend durch die wartende Menge liefen um die entsprechende Person zu finden; leider gab es eindeutig zu viele Achmed’s, Hassan’s, Mohammed’s bzw. Ali’s, deren Häufigkeit das Chaos nur noch mehr verstärkte. Als wir endlich dran waren und der Zöllner uns die Papiere aushändigte, sah er mir tief in die Augen und fragte ob ich Tränengas oder etwa eine Pistole dabei hätte. Dabei zog er das Wort "Pistole" so lang, wobei seine Hände die Größe anzeigten und somit das komplette Angebot von der kleinsten Pistole bis zum längsten Gewehr abgedeckt war. Ich mußte mir zwar das Lachen verkneifen, schaute aber ernst zurück und verneinte alles und nach einem freundlichen "Welcome to Maroc" ging es weiter; und zwar ganz genau 50m. Wir mußten uns zunächst einmal mit marokkanischem Geld eindecken. Jetzt aber ging es los.
Es war mittlerweile schon fast 3:00 Uhr morgens und wir wollten eigentlich nur noch ein Paar Kilometer fahren und uns bis zum Morgengrauen in irgendeine Ecke legen. Da es aber extrem windig war und wir bei Dunkelheit keinen geschützten Ort ausmachen konnten, fuhren wir noch fast zwei Stunden lang, bis wir endlich in einem Dorf (Hassi Quenzga) in der Mauerecke einer Moschee einen einigermaßen geschützten Platz fanden. Jedoch sammelte sich in diesem Eck der gesamte umherfliegende Müll und dementsprechend sah es auch dann aus als es hell wurde.
Gegen Morgen wurde ich plötzlich von einem sirenenartigen Geräusch geweckt, wie sich aber gleich darauf herausstellte ging dann wohl eher der Muezin der Moschee seiner lautstarken Arbeit nach.
Nachdem wir uns einigermaßen von dem ganzen Müll befreit hatten und auch bei Windstärke 5 die Schlafsäcke und den Rest zusammengepackt hatten, ging es hart am Wind bis nach Guercif. Dort gab es erst mal eine Stärkung in Form von Café au lait und marokkanischem Brot.
Da ein Teil der Straße nicht mehr zu befahren war, ging es als Umleitung über die erste kürzere Pistenstrecke.Weiter ging’s in Richtung Midelt immer am mittleren Atlas entlang ...
... bis an der Kreuzung nach Er Rachidia der Wind in unsere Richtung pfiff und wir endlich mal wieder gerade und entspannt weiter fahren konnten.
Im Hotel Meski in Er Rachidia kamen wir für diese Nacht unter. Nach einem Abendessen das zwar typisch marokkanisch war, Kebap Berber; aber lauwarm doch nicht so gut schmeckt, machten wir uns an das Kartenmaterial um mittels Geodreieck und Taschenrechner verschieden Koordinaten für eine spätere Tour, Route de Kasbash’s über Piste, in das GPS einzugeben. Da es erst jetzt warmes Wasser gab und Carlo bereits vor dem Abendessen mit kaltem Wasser Vorlieb nahm, ging es erst mal unter die Dusche. Während meiner Dusche war Carlo von Jack Daniels dahin gerafft worden, also holte ich mir den Reisführer raus um dort fast die gleiche Tour wie wir sie gerade vorhin geplant haben mit GPS Koordinaten und Wegbeschreibung zu finden.
Heute ging es über Erfout, Rissanin nach Merzouga.
Das erste Ziel kam näher ... ... näher ... und näher.
Etwa 30 km nach Merzouga geht es nur noch per Piste weiter. Nach ersten ängstlichen Verkrampfungen am Lenker gewöhnte ich mich an das leichte Schlagen des Lenkers und es ging recht zügig weiter. Mit den Wellblechpisten konnte ich mich allerdings nicht anfreunden. Hatte man endlich die richtige Geschwindigkeit heraus änderte sich der Abstand der Wellblechhügel, und das Suchen des richtigen Tempos (nicht das Taschentuch !) fing von vorne an.
Im wahrsten Sinne des Wortes auf den Boden der Tatsachen wurde ich am ersten Sandloch gebracht. Nachdem Carlo fusselnd das Ende erreicht hatte, fuhr ich mit dem theoretischen Wissen wie man auf Sand zu fahren hatte auf das Sandloch zu, um dann am Ende den Lenker doch viel zu fest zu halten und mich doch noch abzulegen. Passiert ist nichts, doch wie heißt es so schön: "Grau ist alle Theorie". Wie wahr, wie wahr!
Ankunft am Campingplatz Sania, der seit 1995 besteht und von einem franz. Ehepaar betrieben wird. Es waren auch fast ausschließlich Franzosen hier. Allerdings Motorradfahrer hatten wir bisher noch nicht getroffen.
Der Campingplatz lag ganz in der Nähe der größten Düne, des Erg Chebi. Nachdem das Zelt stand machten wir uns zu Fuß auf zu einem Spaziergang in den Dünen von Merzouga.
Von weitem schon sah man, daß einige Leute auf die Düne stiegen, was uns dazu bewegte einen Sundowner auf dem höchsten Punkt zu uns zu nehmen.
Also wieder zurück, Jacky, Cola, Becher und den Foto in den Rucksack und los ging’s zum Marsch auf den Erg Chebi.
Nach den gefälschten Camel’s .... ... gab’s dann auch das Original zu sehen !
Von wegen Nähe, beim Aufstieg rutscht man mehr zurück als man vorkommt, rechtzeitig nach fast zwei Stunden kamen wir auf dem Gipfel an, um beim Sonnenuntergang prostend den Erg Chebi in Erg Jacky umzutaufen.
Nach einem richtig guten Abendessen und Bier aus Casablanca ging es ab in die Koje. War es über Tag fast 30°, hat es in der Nacht doch sehr stark abgekühlt.
Die erste Ausfahrt ohne Gepäck. Zunächst ging es über Schotterpiste weiter südlich um einen guten Einstieg in die Dünen zu finden. Dann war es endlich soweit. Meine hinteren Blinker hab ich noch schnell abgeschraubt und seitlich mit Gewebeband festgeklebt.
Nach den ersten Wackelmetern und ersten Drifteinlagen stieg der Lustfaktor enorm.
Aber beim ersten Aufstieg auf eine Düne kam der große Schreckmoment, da Dünen die dumme Angewohnheit haben auf einer Seite flach anzusteigen um dann auf der anderen Seite fast senkrecht abzufallen. Mit Glück und dem Versuch die Ruhe zu bewahren kam es nach ein Paar Metern wieder zu Bodenkontakt und noch im Hochgefühl der erfolgreichen Landung hab’ ich leider vergessen am Gas zu bleiben und so versank ich aus dem Stand sofort bis Oberkante Unterlippe, sprich Motorschutz, im Sand.
Erst jetzt merkt man jedes Kilo der Africa Twin und obwohl es nur etwa 2m bis zum rettenden, festen Untergrund waren, ging die Pumpe ganz schön. Da wir ja (noch) keine Dünenhüpfer sind kam es dann noch zu ein Paar weiteren Ausgrabungen.
Als unsere Kondition dann am Ende war, ging es zurück zum Campingplatz und nachdem die Postkartenpflicht erledigt war fuhren wir zum Dayet Srji . Zum ersten Mal sah ich in freier Laufbahn Flamingos, und ich fragte mich wann wohl auch dieser See von den Wanderdünen besetzt werden würde?
Nach dem Frühstück war erst mal Waschen der Klamotten angesagt. Die Handwäsche war um einiges schmerzhafter wie das ganze Motorrad fahren bisher.
Anschließend ging es wieder auf die Piste südlich am Erg Chebi entlang.
Die Strecke verlief im wahrsten Sinne des Wortes im Sand. Also rück retour.
Wir kamen zu einem ausgetrockneten See auf dem wir bis zu 130 km/h ohne Probleme Fahren konnten.
Per Zufall gerieten wir dann auf die Piste nach Tauoz. Als wir in Sichtweite des Dorfes waren entstand plötzlich ein riesiger Menschenauflauf und ich dachte schon das Schlimmste. Es stellt sich jedoch heraus, daß die Bewohner wohl eher zur Moschee gingen, der Freitag im Islam entspricht unserem Sonntag, nur wie üblich bettelten die Kinder nach Kugelschreibern und Geld. An einer kleinen Dünenformation wollten wir dann unsere Sand-"Erfahrung" ausprobieren. Die Trans Alp hatte wie immer Probleme, nur das Motorrad der Königsklasse, sprich des Autors, setzte sich erneut durch. Mit diesem Hochgefühl hat es mich nach einem Sanddrift doch auf die Seite gelegt, obwohl ich es beim ersten Mal ohne Problem geschafft hatte. Carlo zückte sofort die Kamera, doch als er ‘schußbereit’ war hatte ich das Motorrad wieder in die normale Ausgangsstellung gebracht. Die Spuren waren aber noch zu sehen.
Auf der Rückfahrt zum Campingplatz hat es uns dann doch noch mal gereizt etwas durch die Dünen zu fahren. Um keine großen Überraschungen zu erleben haben wir uns zuerst zu Fuß umgesehen, und dann Gas und durch, und siehe da es geht doch.
Carlo fuhr vor und wollte ein Bild machen wie ich über die Dünen kam. Doch beim Abstellen seines Motorrades sackte es gleich ein und daß Zeichen daß er mir gab daß ich weiter fahren sollte kam zu spät und prompt saß ich wieder fest. Ich konnte mich zwar mit Fußhilfe selbst befreien, doch es reichte für heute, da wir das Motorrad von Carlo nur meterweise aus den Dünen befreien konnten.
Um 10:00 Uhr ging’s dann wieder mit Gepäck über Merzouga, Erfoud, Achouria, Tinjedad, Tinerhir, Boumaine des Dades bis Aït Ouffi in die Auberge Tissadrine.
Boumaine
An einem Haltepunkt auf dem Weg nach Aït Ouffi, landschaftlich sehr interessant, aber scheinbar völlig menschenleer, hielten wir an um Fotos zu machen. Plötzlich tauchte scheinbar aus dem Nichts ein Fahrradfahrer auf mit einem Tablett voller geschliffener Fossilienfunde. Da ich sowieso etwas kaufen wollte, schaute ich mich um und auf einmal standen etwa 10 Fahrradfahrer da, von denen einfach vorher nichts zu sehen war. Nach viel Tam Tam und 10 Dirham ging es dann endlich weiter, und immer noch kamen uns Händler entgegen und im Rückspiegel waren auch noch welche zu sehen.
Es wurde um einiges frischer und wir waren froh endlich in Boumaine (Bilder) und dann die Auberge Tissadrine in der Dades Schlucht im mittleren Atlas erreicht zu haben. Mein Magen hatte sich mittlerweile zu Wort gemeldet und erst nach ein Paar Kohletabletten gab er wieder Ruhe. Zum Abendessen gab es Tajine mit Hühnchen (leider fast nur mit Haut und Knochen), daß wir zusammen mit einem spanischen Kletterpaar aus Barcelona aßen. Als wir dann nach dem Essen wieder auf mein Magenproblem kamen, lachten die Gastgeber etwas; bei ihnen nennen sie meine Probleme einfach nur: La tourista !!!!!
Die Herberge lag fast am Ende der Teerstrecke. Zunächst ging es eine am Anfang geteerte Serpentine hinauf, ab dann nur noch Piste. Im Hintergrund sieht man unsere Herberge.
Anfangs war die Piste echt O.K., auch die Aussicht war phantastisch. Sind wir am morgen noch bei Temperaturen um de Gefrierpunkt los gefahren, waren es oberhalb der Schlucht bei strahlend blauem Himmel bestimmt wieder zw. 15° und 20° C. Weiter ging’s durch erste, noch recht flache Wasser bzw. Schlammlöcher.
Nach Msemir fuhren wir Richtung Tilmi und die Strecke wurde zunehmend schlechter, die Schlammlöcher tiefer und länger, die Pisten ausgewaschener und schwieriger. Muße um Bilder zu machen hatten wir in diesen Situationen eher weniger. Wir waren froh als die schweren Passagen hinter uns lagen.
Teilweise wurden wir freudig begrüßt, aber auch lautstark beschimpft. Je jünger die Kinder waren um so freundlicher und natürlicher. An einem langen, sehr breiten Schlammloch wollte ich links vorbei, Carlo hat sich rechts durchgequält, doch auf meiner Spur mußten natürlich zwei Esel in aller Ruhe Wasser saufen. Eine Berberin kam angelaufen und beschimpfte mich unter lautem Getöse daß ich doch woanders lang fahren sollte, wenn ich die Zeichensprache richtig gedeutet habe. Doch überall waren tiefe, ausgefahrene Schlammrillen und einzig die Esel standen mir im Weg. Also ignorierte ich sie einfach, aber nach minutenlangem Gezeter war es mir dann doch zu blöd; gab Gas und hoffte nur daß ich mich in diesem Schlammloch nicht ablegte. Zum Glück bin ich auch wieder auf festem Boden angekommen, das Gelächter der Berberfrauen hab’ ich mir erspart. Und weiter ging’s bis zu einem Punkt an dem es nicht mehr weiterging. Eine kaputte Brücke versperrte uns das Weiterkommen. Da wir leicht die Orientierung verloren hatten, und auch die TPC Karte in der Herberge lag, kehrten wir um und fuhren den gleichen Weg zurück. Eigentlich sollte es ja über Agoudal, Tamtatouche durch die Todra-Schlucht gehen, doch es wurde einfach gegen Abend zu schnell kalt.
Dadesschlucht
Nach der Schlammschlacht sahen die Mopeds natürlich dementsprechend aus und wir waren froh wieder in der Herberge zu sein.
Wir haben dann zum Abendessen das einzige Mal selbst gekocht, und den Kopf nicht mehr aus dem Zimmer gesteckt. Da uns das Essen etwas durstig gemacht hatte, tranken wir zunächst eine Flasche griech. Wein zum Essen und, es war wohl etwas zuviel Salz am Essen, etwas Baccardi, was unsere Form für den nächsten Tag beträchtlich beeinflussen sollte.
Zunächst war erst einmal Frühsport angesagt. Wir waren keine 200m gefahren, als uns ein Berber zuwinkte damit wir beim Anschieben seines Mercedes halfen. Da er einen Bitburger Aufkleber auf seinem Kofferraum hatte halfen wir dann auch. Nach drei Versuchen sprang er endlich an und wir fuhren wohl gewärmt weiter.
Es ging über Boumaine und Tinerhir in Richtung Todra Schlucht.
Nach Eintritt von 5 Dirham ging es gleich richtig mit Flußdurchquerungen los. Sehr viele Touristen waren hier unterwegs und liefen natürlich nur auf den trockenen Stellen herum. Gespannt warteten sie nur darauf daß wir uns in dem eher feuchteren Element ablegten, doch diesen Gefallen taten wir ihnen nicht. Wir hätten wohl etwas zügiger durchfahren sollen, dann wäre die morgendliche Dusche überflüssig gewesen! Nach ein Paar hundert Metern war von den Bustouristen kaum noch jemand zu sehen, nur Offroad Fahrer und die allgegenwärtigen, unverwüstlichen Bedford LKW’s der Einheimischen waren hier unterwegs. Die Strecke kreuzte sehr häufig den Fluß und ab und zu gab es nasse Füße, da das Wasser bis zu knapp einem halben Meter tief war. Im Gegensatz zum Vortag war das Wasser aber sehr klar, und man sah wenigstens wo man lang fuhr. Nach etwa 10km machten wir kehrt, da uns der gestrige Abend doch noch ganz schön in den Knochen lag, und wir fit in die morgige Tour starten wollten.
Die Strecke war teilweise sehr steinig und recht schwierig zu fahren. Schrittempo war angesagt. Auch die Übergänge an den Furten waren ab und zu sehr steinig, bzw. steil oder beides zusammen.
Auf dem Rückweg von der Todra Schlucht hatte man bei gutem Licht eine Spitzenaussicht auf den schneebedeckten Hohen Atlas.
Als wir fast schon in unserer Unterkunft waren, winkte uns der Mercedes Fahrer von heute morgen zu sich, um sich für unsere Hilfe bei einer Tasse Tee zu bedanken. Er zeigte uns verschiedene Briefe und Einträge in seinem Gästebuch von deutschen Besuchern, und so ganz nebenbei fing er an uns verschiedene Teppiche, Dolche und diverse andere Silberdinge zu zeigen. Da ich mich für einen Dolch interessierte kamen wir ins Geschäft. Anfangs wollte er als absoluten Freundschaftspreis 800DH haben. Nachdem ich ihm aber erklärt hatte daß ich nur ein armer Student sei und kaum Geld hatte, fingen wir mit Tauschen an. Am Schluß bezahlte ich 300DH, zwei T-Shirt’s (Barilla und E-Plus), Kohletabletten und ein Paar Aspirin. Wer jetzt das bessere Geschäft gemacht hat sei dahin gestellt.
Zum Abschluß des Jahres im wahrsten Sinne des Wortes eine Jahresabschlußtour. Bei El-Kelaâ M’Gouna ging es auf die 120km lange Piste nach Skoura. Diese Strecke hatte alles in sich was man sich für unsere Motorräder vorstellen kann. Pisten von festem Sand bis Schotter aller Arten, Flußdurchfahrten die entweder breit oder tief waren, Quedquerungen und Durchfahrten. Einiges ist in Bildern festgehalten, aber nicht alles.
Teilweise gab es recht heikle Situationen wir z.B. eine lange Flußquerung. Carlo fuhr vor und wollte als Inselhüpfer auf die andere Seite gelangen. Leider war die Insel ein einziges Schlammloch, doch zum Glück blieb er nicht stecken. Auf der anderen Seite war das Wasser noch sehr tief dazu so daß ich mich für einen anderen Weg entschied. Mein Glück war das gerade ein Jeep vorbei kam, und ich sehen konnte wie tief das Wasser war. ... oder eine weggespülte Piste bei der wir uns entscheiden mußten ob weiter geradeaus oder zurück. Nachdem wir unsere Position per GPS festgestellt hatten und in Richtung der Hauptpiste fuhren, beschlossen wir nacheinander das Qued zu durchfahren. Mit großem Respekt und gegenseitiger Hilfe schafften wir es dann auch und weiter ging’s.
Ab und zu waren die Ausspülungen der Piste so tief, daß das 21 Zoll Vorderrad fast versank und nach einem dumpfen Knall des Motorschutzes folgte dann das Hinterrad. Nachdem wir wieder auf der Hauptpiste waren fuhren wir in Richtung Aït Quizid.
Um aber zum Ort zu kommen mußten wir etwa 5km durch ein Kiesbett mit richtig dicken Kieselsteinen und dann wieder sehr feinem Kies. Jede kleinste Lenkerbewegung führte zum Richtungswechsel, doch da waren wieder die Riesenkiesis, also zaghaft den Lenker berührt und es ging wieder in die andere Richtung. Ziemlich erschöpft kamen dann auch auch noch laut bellend einige Hunde auf uns zu, und wir probierten etwas schneller zu fahren. Einmal links einmal rechts, aber keinen fallen lassen! Endlich war das Dorf erreicht. Doch wir kommt man auf die andere Flußseite. Da es scheinbar keine Brücke gab mußten wir halt durch den zwar nicht allzu breiten aber recht tiefen Fluß.
Mit angenäßten Füßen und Butterarmen gab es dann nach ein Paar Kilometern guter Piste endlich wieder Asphalt unter den Stollen.
Es wurde mittlerweile schon dunkel und nach 110km Asphalt waren wir ziemlich erledigt in unserer Herberge. Auf dem Weg halfen wir noch einem Autofahrer, der sich auf’s Dach gelegt hatte und sich wegen des Gurtes nicht selbst aus dem Auto befreien konnte. Außer einer kleinen Schnittwunde an der Stirn ist nichts passiert. Daß Auto allerdings sah nicht mehr so gut aus, und wäre es nicht bis unters Dach mit Teppichen u.ä. beladen gewesen hätte es vielleicht schlimmer ausgehen können.
Mittlerweile war’s schon 20:00 Uhr als wir zuhause waren und da wir schon vor 9:00 weggefahren sind machten sich die Gastgeber einige Sorgen.
Zum Abendessen gab es Couscous und anschließend ‘Hausmusik Berber’. Kurz nach Mitternacht war es dann wirklich Zeit zum schlafen gehen. Mit dem letzten Rest Jack Daniels haben wir noch auf’s neue Jahr angestoßen, und der letzte Schluck war in meinem Schlund verschwunden als ich tief und fest schlief.
P.S: Anmerkungen zum marokkanischem Straßenverkehr. Ist es auf marokkanischen Straße bei Tag schon recht interessant und Adrenalin fördernd, wird es bei Dunkelheit richtig spannend. Da die Asphaltstraßen oft nur einspurig geteert sind, ein Auto und ein Motorrad kommen einigermaßen aneinander vorbei, muß häufig ein Verkehrsteilnehmer auf den schmalen Schotterrand ausweichen. Nur wer die besseren Nerven hat bleibt Sieger und somit auf der Asphaltstrecke. Jetzt das gleiche Spiel bei Dunkelheit. Entweder geht das Licht der Fahrzeuge nur teilweise oder es blendet. Ist es ein PKW, LKW oder Omnibus, nur die Ruhe bewahren. Wie sieht der Randstreifen aus? Sind Leute unterwegs, sind Löcher im Seitenstreifen? Jedesmal eine neue Herausforderung der man am Besten begegnet wenn man stur seine Linie fährt und erst im letzten Moment auf den äußersten Teil der Asphaltstrecke ausweicht. Die meisten Einheimischen machen auch Platz wenn sie erkennen daß man als Motorradfahrer unterwegs ist. Die schlechtesten Erfahrungen haben wir mit den Touiri-Bussen gemacht. Die lassen es wirklich darauf ankommen und bleiben auf der Teerstraße, obwohl es doch für die leichter ist auszuweichen als für uns!
Nachdem ich erstaunlicher Weise alles wieder einigermaßen in den Koffern verstaut hatte, ging es nach dem Frühstück gegen 11:00 Uhr in Richtung Zagora. Ber der ersten Tanke in Boumaine mußten wir zum ersten Mal die Regenklamotten anziehen, da es immer wieder kürzere Schauer gab und der Himmel stark bewölkt war.
Die Strecke ab Quarzazate führte über (geteerte) Serpentinen bis Agdz. Wäre uns der Wettergott etwas besser gesonnen, wäre es noch schöner gewesen. Aber auch die einspurige Verkehrsführung verhinderte schnellere Kurvenfahrten.
Bezirksgrenze
Erst ab Agdz wurde es besser und etwa alle 50m standen Kinder die Datteln verkauften. Sie liefen teilweise sogar auf die Straße und gefährlich nah ans Motorrad. Nach einer kleinen Pause und ohne Regenklamotten ging es dann durch das Vallée du Drâa, zwar etwas flach, aber Kurve an Kurve.
Als wir nach insgesamt 250km in Zagora ankamen trafen wir endlich auf ein paar Motorradfahrer die in dem Hotel untergebracht waren in das auch wir wollten. Pech gehabt, leider ausgebucht, also quer über die Straße ins Hotel Asmaa; doch auch hier waren alle Zimmer schon belegt, nur noch die Übernachtung im Berberzelt war frei. Sah’ eigentlich sehr angenehm aus und das Ambiente stimmte auch, also nahmen wir es.
Wahrscheinlich das am häufigsten fotografierte Bild in Zagora
Kurz vor Zagora hielt uns ein Jugendlicher an und fragte nach Benzin. Da Carlo eh noch einen 5l Kanister und der Marokkaner "zufälligerweise" Kanister und Schlauch zur Hand hatte gab er ihm dann auch zwei Liter und ohne sich zu bedanken oder sich wenigstens zu verabschieden rannte er zu mir und wollte auch noch Öl. Ich schüttelte nur den Kopf, ich fühlte mich eh’ schon als Auslandsbeauftragter des ADAC, und gab Gas.
Heute war unser wohlverdienter Ruhetag. Nur auf eine Cola und einen kleinen Besichtigungsbummel gingen wir in die Stadt. Noch während des Abendessens wurde es mir ziemlich übel und ich lag um 20:00 bereits im Zelt.
Gestern war ja eigentlich der Ruhetag, mir ging es jedoch immer noch nicht besser, Schüttelfrost, Kopfweh, ab und zu Übelkeit und Gliederschmerzen. Carlo war dann allein unterwegs und ich vegetierte bis zum Abend so vor mich hin. Wenigstens konnte ich als Abendbrot eine Kleinigkeit zu mir nehmen, doch ich legte mich wieder sehr früh flach; jedoch mit der Überzeugung daß es morgen wieder besser sein wird!
17.Tag Samstag, 04.01.97
Mit einem um einiges besseren Gefühl ging es nach einem ausgiebigen Frühstück los. Ich war immer noch etwas kraftlos und hatte etwas Bauchweh, aber zumindest spielte das Wetter mit.
Zunächst ging es wieder durch das Vallée du Drâa bis nach Quarzazate.
Immer näher kamen die schneebedeckten Berge des Hohen Atlas und wir warteten darauf bis die Straße endlich einen Bogen machen und uns an den Bergen vorbeiführen würde. Am Anfang war es ja noch O.K., es schien ja die Sonne und es ging hoch bis auf 2600 m, ...
... doch wir mußten auf der verschneiten Nordseite der Berge wieder runter und rein kilometermäßig wollte es einfach kein Stück geben.
Nachdem wir den Hohen Atlas hinter uns hatten kamen wir nach 360km gegen 19:00 Uhr in Marrakech an. Wir hatten uns vorher das Hotel de France für die Übernachtung ausgesucht, da es direkt am Jamma el Fna liegt. Sich in der Medina zurecht zu finden bei Dunkelheit und einem solchen Menschenauflauf war uns zu langwierig, also besorgten wir uns für 5DH einen Führer der uns durch kleinste, menschenüberfüllte Gassen mit seinem Fahrrad geleitete. Nur mit Hilfe der Hupe und den Seitenkoffern als Knautschzone kamen wir unfallfrei zum Hotel daß, wie sollte es auch anders sein, ausgebucht war. Da es ja zum Glück in Marokko nicht an Schleppern mangelt, hatten wir gleich die nächsten am Hals. Nach drei oder vier ausgebuchten Hotels in der Medina mußten wir dann mit einem Hotel, dem Hotel Kenza, etwas außerhalb vorlieb nehmen. Also quer über den Jamma el Fna mit einem "Führer" bei mir hinten drauf, der andere fuhr auf dem Fahrrad vor. Links und rechts und mitten durch das abendliche Verkehrschaos von Marrakech. Aber nach ein paar Minuten kamen wir am richtigen Hotel an. Das ****- Sterne Hotel wollte zuerst 500DH pro Nacht, nachdem ich mich aber gleich wieder verabschieden wollte, schaltete sich unser perfekt deutsch sprechender "Führer" ein und siehe da, jetzt kostete das Zimmer nur noch 300 DH. O.K. Die Schlepper kassierten von uns ihr Honorar in Höhe von 50DH und der Hotelpage brachte unser komplettes Gepäck auf unsere Suite. Ich freute mich bei solchem Luxus auf ein wohltuendes Bad, doch bei Besichtigung des Bades zog ich es doch vor, zwar heiß aber doch mit Badeschlappen zu duschen. Leider muß man wohl von den marokkanischen Hotelsternen mindestens zwei bis drei Sterne abziehen, damit man wieder auf europäischen Niveau ist. Die Motorräder standen vorm Hotel und wurden von einem staatl. Wächter bewacht. Nach einem sehr guten warmen Buffet ging’s zurück ins Zimmer wo wir, Eurosport sei Dank, noch den Start der diesjährigen Dakar Rallye mit Vorbericht ansehen konnte. Natürlich in deutscher Sprache.
Heute ging es in einer vierstündigen Regenpause in die Medina um das Treiben auf dem Platz der Geköpften in Augenschein zu nehmen. Zu unserem Bedauern war leider ziemlich tote Hose angesagt. Aufgrund eines Stadtlaufes war der ganze Platz gesperrt und wurde erst als wir kamen wieder für die Öffentlichkeit frei gegeben. Dementsprechend waren kaum Schausteller, Schlangenbeschwörer, Märchenerzähler und ähnliches Gauglervolk zu sehen. Dafür waren aber die umliegenden Souks davon unberührt und sehr interessant. Noch ein paar Bilder von einem der ausnahmsweise leeren Aussichtscafés und wieder gemütlich zurück zum Hotel. Man kann sich aber trotzdem vorstellen was hier bei schönem Wetter los ist. Ich könnte den ganzen Abend hier sitzen, Leute beobachten und das ganze Treiben dieser doch so fremden Kultur in mich aufzusaugen.
Am Abend machten wir uns auf die Suche nach einer Pizzeria, da mein Magen nach etwas anderem wir Couscous, Tagine oder Kebap Berber verlangte. Nach einem ersten mißglückten Versuch fanden wir dann auch eine. Die Pizza sah wirklich sehr lecker aus, doch entweder waren meine Geschmacksnerven nicht mehr auf dem Damm oder die Pizza hatte eben fast keinen. Der marokkanische Wein allerdings schmeckte hervorragend und der Service war fast schon zu zuvorkommend (!! kein Schreibfehler !!).
Leider hat "La tourista" nun Carlo erwischt, mir ging es endlich wieder gut.
Ein Tag der mal wieder einiges zu bieten hatte was zu einem richtigen Motorradurlaub dazu gehört. Um 9:00 Uhr ging es bei zwar kühlen Außentemperaturen aber strahlend blauen Himmel auf die Rückreise. Zunächst lief es auch wunderbar, die Kilometer ‘flogen’ nur so in den Tacho. Nach dem zweiten Tankstop allerdings kamen die ersten Wolken auf und die Straßen wurden kurviger. Irgendwann wurde es auch Zeit für’s Ganzkörperkondom und so richtig spaßig sollte es noch werden. Am Anfang nur Regen, dann noch etwas Wind und immer schön hoch in die Berge und schwups die wups kamen wir kurz vor Ifrane in den Schnee.
Es war ein lausiges Wetter und alles war total vernebelt; jetzt fehlte eigentlich nur noch Glatteis. Das blieb zum Glück aus, doch die marokkanische Polizei hatte noch etwas für uns. Überall haben sie uns ohne Kontrolle oder nach einem kurzen, freundlichen Gespräch weiter gewunken. Doch jetzt, naß, kalt, vom Wetter genervt, leicht angefeuchtet und die Papiere sicher direkt am Körper verstaut, wollten zwei gelangweilte Bullen unsere Papiere sehen. Ich glaub’ ich hab noch nie so lange gebraucht um zu meinem Körper "vorzudringen" und alle Klamotten der Reihe nach wieder zu verschließen. Echt abgenervt ging es bei diesem "schönen" Wetter weiter bis Fés. Hier wollten wir eigentlich übernachten, doch als wir endlich in die richtige Richtung fuhren waren keine Hotels mehr an der Straße zu sehen. Da das Wetter etwas besser wurde, wollten wir dann auch nicht mehr zurück und fuhren weiter. Die Wetterlage verschlechterte sich wieder zusehends. Es fing wieder an zu regnen und wurde bis Taza immer schlimmer. Es war bereits dunkel und Brille und Visier waren fast ständig beschlagen. Überholen macht da richtig Spaß. In Taza nahmen wir das erste Hotel. Das Abendessen nahmen wir in ziemlich Krabbeltierchen verseuchter Umgebung ein, der Appetit war dem entsprechend. Nach einer heißen Dusche ging es dann in die Koje.
Bei richtig schönem Wetter ging es dann nach Melilla. Nur mit T-Shirt bekleidet erledigte ich die Ausreiseformalitäten, die wie üblich viel zu lange dauern.
Die 'Helden' sind müde!
Gegen Abend waren wir dann wieder auf dem Campingplatz in Spanien, packten die Mopeds auf den Hänger und fuhren bei 18°C in Richtung Deutschland.
Da wir uns mit dem Fahren abwechselten, waren wir nach einem ungewollten Abstecher durch Barcelona, nach 24h Fahrt bei strömendem Regen und teilweise überfrierender Nässe in heimatlichen, stark mit weißem Puderzucker bestreuten Gefilden.