Fr, 15.5.98                                                                                                                                                                                  

 

Wie üblich steht vor jedem Motorradurlaub die leidige Anreise. Anlaß für die Fahrt nach Griechenland war das fünfte Treffen der AFRICA TWIN INERNETional CONNECTION in Volos. Man könnte es auch als größte Ausfahrt des Africa Twin Stammtisches Frankfurt bezeichnen. Am Freitag den 15. Mai war um 16:00 der Treffpunkt an der Raststätte Pfungstadt und zu sechst, Horst, Frank, Jürgen, Oliver, Tjerk aus Holland und ich, ging es mit den Twins zunächst nach Lenggries. So gegen 20:00 waren wir dann endlich da; es gibt doch nichts schöneres als sich Freitagnachmittags auf deutschen Autobahnen zu "bewegen". Ulli kam kurz vor uns an, also ging es erst einmal zur Stärkung zum Italiener. Nachdem wir dann noch eine Route durch die Alpen Richtung Genua ausgearbeitet hatten, kam dann endlich das obligatorische "gemütliche Beisammensein".

 

Sa, 16.5.98

 

Am nächsten Morgen geht es dann zunächst zu siebt über den Achenpaß Richtung Innsbruck. Dort verabschiedete sich dann Tjerk von uns und wir fuhren weiter über Mittersil durch den Felberntauerntunnel und Lienz nach Italien. Nach einer rasanten Begegnung mit einem einheimischen Mittelklasselkw der wie ein Gestörter, in den Kurven über alle vier Räder schiebend, vor uns her fuhr, ging es zu einem Ferienappartement bei Misurina. Da Horst ja überall irgendwelche Wege kennt machten wir noch einen kleinen Abstecher in die Umgebung

 

So/Mo, 17/18.5.98

 

Auf fast direktem Wege ging es dann nach Venedig, jedoch ohne Autobahn. Nach etwas suchen wo denn nun unsere Fähre ablegt, kamen wir recht früh an der Anlegestelle an. Wir waren nicht die ersten Twin Fahrer, alle jedoch waren auf dem Weg nach Volos. Leider haben die italienischen Zöllner die dumme Angewohnheit daß man eine gestempelte Ausreisebescheinigung braucht. Einfach den Paß vorzeigen dann gibt’s es einen Zettel mit Stempel der bei der Einfahrt in die Fähre wieder eingezogen wird. Über Sinn oder Unsinn braucht man da wohl nicht zu diskutieren, jedoch hat man die Freude sich über eine Stunde in eine Warteschlange stellen zu dürfen.

 

Nachdem wir uns dann auf dem Sonnendeck häuslich niedergelassen hatten ging es auf die große Fahrt nach Griechenland. Es lagen nun 24h Fahrt vor uns bis wir in Igoumenitsa ankommen sollten. Wie vertreibt man sich wohl die Zeit wenn etwa 10-12 Twin Fahrer zusammen hängen, Diskussionen über Motorräder, Reisen und ähnliches, jedoch ging komischerweise immer die Twin als das Allroundmotorrad als Sieger hervor.

 

Als wir nun kurz vor der Ankunft in Igoumenitsa standen entschlossen wir uns lieber bis Patras weiter zu fahren. Das Wetter sah nicht sehr vielversprechend aus, während der Überfahrt hatte es öfters geregnet, die Ankunft war auch erst um 22:00 Uhr und die Weiterfahrt (12h!!) kostete keinen Pfennig mehr. Hoffentlich ist das Wetter dort besser.

 

 

 

Di, 19.5.98

 

Nach einer erneuten Übernachtung auf der Fähre kamen wir früh morgens in Patras an. Es war zwar bewölkt, aber trocken. Nach einer kurzen Stärkung in einem Straßencafe machten wir uns auf den Weg nach Volos.

Griechenland 1998

 

Da wir ja viel Zeit hatten ging es als kleiner Abstecher Richtung Chalandritsa. Kaum waren wir etwas in den Bergen wurde der Himmel immer dunkler, die ersten Regenklamotten wurden gezückt und plötzlich schüttete es wie aus Eimern. Zu allem Überfluß kam eine tolle Schotterstrecke, aber bei diesem Wetter und dem vielen Gepäck machte es eigentlich eher weniger Spaß. Über Kato Vlassia und Kalavryta ging es wieder auf die Küstenstraße zurück nach Äjion. Das schlechte Wetter blieb weiter in den Bergen und wir konnten unsere müden Knochen in der Sonne wärmen. Das gute an dem Regen war, es war unser einziger wirklich nennenswerter Regen in den ganzen drei Wochen !!!!!

 

Mit der nächsten Fähre ging es nach Aj.Nikolaos und dann auf dem schnellsten Weg nach Volos.

 

Wir waren mit die Ersten und nach Zeltaufbau und heißer Dusche ging es zum Campingplatz Restaurant, was werden wir da wohl so gemacht haben !?

 

 

 

Mi, 20.5.98

 

Das Wetter war gut, also auf zur ersten Tour um die Gegend um Volos. Es ging in südlicher Richtung die Küste entlang, bis in Trikerion eine Sackgasse das vorzeitige Ende bedeutete. Kurz vorher jedoch hatte ich einen schönen Schotteraufstieg gesehen und da keiner was dagegen hatte schauten wir uns die ganze Sache mal an.

 

Der Schotterweg schlängelte sich etwa 10km wunderschön am Meer entlang bis wir zu einer kleinen Bucht kamen. Die Motorradklamotten waren in Null Komma Nichts ausgezogen, Horst baute noch schnell die Mini Stereoanlage auf (kein Witz!) und die Zeit der großen Entspannung war angebrochen. Als sich nun aber Horst auf den Weg ins Wasser machte, ein kurzer Stolperer, und die Füße von Horst waren mit einigen tiefen Schnitten versehen. Verdammt; erste Hilfe um die Blutungen zu stoppen und einen Verband drum. Aber Horst wollte weiter mit uns die Tour zu Ende fahren. Nach weiteren fünf Kilometern ging die Strecke nicht mehr weiter und wir machten uns auf dem gleichen Weg wieder zurück.

 

Mittlerweile waren schon bedeutend mehr Twins eingetroffen und der Abend wurde mal wieder im Camping Restaurant beschlossen.

 

Die Verletzung von Horst war doch etwas schlimmer. Er wurde von Phoebus und einem anderen Griechen behandelt, alles O.K., nur zwei Tage Pause sollte er machen.

 

 

 

Do, 21.5.98

 

Jürgen war gestern mit ein paar anderen Twin Fahrern auch auf Offroad Pfaden unterwegs, jedoch kamen sie irgendwann nicht mehr weiter und brachen ab. Wenn man sich aber das Motorrad von Jürgen so anschaute muß es wohl eine schöne Schlammschlacht gewesen sein. Wir wollten den Weg einfach von der anderen Seite finden, also los. Nach einem unfreiwilligem Stop an einer Militärstation ging es einfach mal in den Wald. Gleich am Anfang machten wir noch eine Zigarettenpause als es sich plötzlich nach Regen anhörte, aber wo war das Wasser. Ein Blick in die Bäume brachte die Lösung. Der ganze Wald war von haarigen Tausendfüßlern befallen die alle Blätter abfraßen und sich dann scheinbar einfach fallen ließen. Dies machte dieses Regen ähnliche Geräusch. Mit leichter Gänsehaut machten wir uns dann ziemlich schnell wieder auf den Weg. Die ganze Strecke war sehr abwechslungsreich, viele Schlammlöcher mit Spurrillen, abwechselnd steiniger und schottriger Untergrund.

 

In Sagora endete dann die Strecke, jedoch hatten wir uns nach einem Wendemanöver von Jürgen in diesen engen Gassen schnell aus den Augen verloren. Es dauerte fast eine halbe Stunde bis wir uns wieder alle zusammen auf den Weg zum Strand von Chorefton machten.

 

Auf dem Weg zurück über Tsangarada lernten wir auch endlich die Tücken der griechischen Straßen kennen. Waren wir am Anfang noch sehr zurückhaltend, bzw. auf guten Straßen unterwegs, ging es jetzt so richtig los. Kurve auf Kurve, mit dem Nachteil jedoch daß vor zehn Kurven ein Kehrenschild steht, aber nur eine normale Kurve kommt, man sich also bei der elften Kurve auch nichts dabei denkt, dann aber eine 90° Kehre und das bei diesem rutschigen Teerbelag. Leichtes driften war also auch bei recht zurückhaltender Fahrweise immer drin. Mein Gott, wenn es hier einen Straßenbelag wie in Deutschland geben würde, was für eine Kurvenorgie und das alles bei der Landschaft!

 

 

 

Fr, 22.5.98

 

Um auch etwas Kultur zu "genießen" schlossen wir uns heute dem offiziellen Plan an. Es stand eine Fahrt zu den Meteora Klöstern auf dem Programm. Eine Gruppe mit etwa 25-30 Twins machte sich auf den ca. 160 km langen Weg zu diesen imposanten Bauwerken.

 

Am Parkplatz angekommen mußte Ulli nach dieser sehr hektischen und rasanten Fahrt erst einmal ihr Topcase trocken legen, eine Wasserflasche war geplatzt. Das eigentlich Unerfreuliche daran war daß auch ihre ganzen Papiere dabei naß wurden.

 

Als zum Aufbruch gerufen wurde wollten wir eine etwas schönere Strecke wählen, doch ein drohendes Gewitter hielt uns davon ab. Die Hauptgruppe jedoch war schon weg, auch ein Oldenburger (Frank Wenzel) hatte seine Gruppe verloren. Kurzerhand ging es dann zu fünft wieder zurück nach Volos.

 

Da wir heute abend mal nicht am Campingplatz essen wollten, suchten wir uns ein Restaurant irgendwo am Meer. Ulli und Markus waren mit der Hauptgruppe schon am Campingplatz, also fuhr ich vor um ihnen auch Bescheid zu geben. Die Aussicht am Meer entschädigte zumindest für das mäßige Essen.

 

Zurück auf dem Campingplatz hörten wir schon die eingeladenen, griechischen Musiker. Nach einer gewissen Zeit und bestimmt auch leichte Anteilen Alkohols, trauten sich auch ein paar Nicht-Griechen auf die Tanzfläche um Sirtaki zu tanzen.

 

 

Sa, 23.5.98

 

Heute stand die zuvor ‘gefürchtete’ Offroad Tour der Griechen auf dem Programm. Mit einigermaßen verkatertem Kopf schaute ich aus dem Zelt und fragte Jürgen wann es denn losgehen sollte. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr: "In etwa zehn Minuten!" Also nichts wie raus aus der Furzmulde und ohne Wasser im Gesicht und keinem Schluck Kaffee ging es los. Wir trafen einen einheimischen Führer, der mehr oder minder schon sein ganzes Leben auf dem Berg Pilion verbracht hatte. Olala, dachte ich so für mich, das kann ja heiter werden. Wir mit unseren Eisenhaufen und er mit so einem 120kg Eintopf. Doch der erste Teil, bergauf, war echt O.K. Zuerst ein bißchen Gefummel auf kleineren Wegen und dann ein schöner breiter Weg zum heizen. An einer Skihütte, im Moment natürlich ohne Schnee, war die erste Pause angesagt. Aber wenn man einen Berg hochfährt muß man irgendwann auch wieder runter. Noch immer waren die Waldwege teilweise stark verschlammt und mit Spurrillen durchgezogen. Da auch viele Fahrer unterwegs waren die so gut wie gar keine Offroad Erfahrungen hatten hielten sie den Rest doch stark auf und jeder mußte sich mit Schrittgeschwindigkeit an Stellen aufhalten die mit etwas mehr Speed bedeutend leichter zu bewältigen gewesen wären. Auch heute fiel die Gruppe wieder auseinander, jedoch fand uns der Tourguide gleich wieder und es ging, wie am Donnerstag, nach Chorefton zum Strand. Jürgen machte noch einen, ersten, Strandausflug, bevor wir uns ohne die Hauptgruppe zurück auf den Weg nach Volos machten.

 

Horst und Frank hatten sich schon am Morgen von uns verabschiedet. Sie fuhren über Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich zurück.

 

So, 24.5.98

 

Heute machten sich nun auch Olli und Markus und viele andere auf den Heimweg. Allerdings verpaßten sie alle den Fototermin. Insgesamt waren etwa 110 Africa Twins da, auf dem Gruppenfoto dürften es vielleicht so etwa 50-60 gewesen sein.

 

Das war eigentlich auch schon alles was heute passierte. Nach und nach verließen alle den Platz, nur noch Jürgen, Ulli, Thorsten, die drei Oldenburger, Rainer, Frank und Jonny, Werner, Karin und ich waren noch da. Endlich konnte man sich etwas besser kennenlernen. Es ist zwar toll so viele Leute auf einem Haufen zu haben, aber es verläuft sich eben alles ein bißchen.

 

 

 

Mo, 25.5.98

 

Auch wir verabschiedeten uns heute vom Campingplatz ‘Hellas’. Mit den Oldenburgern ging es Richtung Delfi. Sie wollten das Orakel besichtigen, wir morgen eine Offroadtour machen die die anderen schon ein paar Tage vorher unternommen hatten. Addi hatte die GPS Daten, und nun hatte ich sie auch.

 

Wir fanden direkt vor Delfi einen sehr schönen Campingplatz mit herrlicher Aussicht und überdachten Zeltplätzen.

 

Da der Strand zu weit weg war, erfrischte ich mich im Pool. Kaum war ich im Wasser zogen dunkle Wolken heran und der Wind frischte auf. Also wollte ich einfach solange im Wasser bleiben bis sich die Sonne wieder zeigte. Ich schwamm und wartete, wartete und schwamm. Mir wuchsen schon beinahe Schwimmhäutchen zwischen den Fingern als sich endlich wieder die Sonne zeigte. Also schnell raus und abtrocknen.

 

Di, 26.5.98

Heute ging es also auf diese Offroad Tour nur anhand von GPS Tracking Daten. Über Amfissa, Lamia ging es zunächst über Straße nach Makrakomi. Von dort aus über Sperichias nach Marmara. Irgendwann fing auch endlich die ersehnte Offroad Piste an. Am Anfang war die Orientierung mittels der GPS Daten völlig problemlos. Sehr abwechslungsreich war die Strecke auf jeden Fall, nur die vielen, mittlerweile festen Spurrillen machten ein paar Probleme. Durch die viele Hoppelei löste sich der linke Spiegel an Ulli’s Dominator. Sie wollte während der Fahrt auf einem kurzen, übersichtlichen Stück gegen den Spiegel hauen, damit der Spiegel wieder fest wird. Leider übersah sie eine tiefe Spurrille und bums lag sie da. Der eh schon lädierte Bremshebel brach an seiner Sollbruchstelle ab, sonst ist nichts passiert. Kurze Reparaturpause und weiter ging’s. Teilweise sah die Landschaft eher Alpin aus. Alles noch sehr grün, doch ein Vorteil wenn es etwas mehr wie normal regnet. Nach einer kurzen Erfrischung an einem Dorfbrunnen ging es wieder los.

 

Die Tracking Daten waren leider doch nicht so vollständig, immer öfter war ich auf gut Glück unterwegs und fand auch fast immer die richtige Route. Allerdings in der Nähe von Pira gab es keine Daten mehr. Da es auch immer später wurde, leichter Regen setzte auch noch ein, wollten wir die Tour abbrechen, doch wohin? An einem Wegweiser fuhren wir in eine Sackgasse. Nachdem wir am Ende waren und umkehrten versperrte uns eine Kuh mit ihrem Kälbchen den Weg. Ihr Junges war zum Abendessen angetreten, so blieb für uns etwas Zeit zum Überlegen und für eine Zigarettenpause. Am oberen Ende des Hanges sahen wir ein paar Hirten, die wollten wir nach dem Weg fragen.

 

Als sich die Kuh wieder Richtung Wiese bewegte, machten wir uns auf den Weg zu den Hirten. Leider konnten sie nur griechisch, wir dagegen kaum 15 Worte ihrer Landessprache. Anhand der Karte konnten wir ihnen aber erklären wo wir hinwollten. Der eine Schäfer malte uns dann mit einem Stock den Weg auf wie wir zu fahren hatten. Leider konnten wir uns die Karte nicht mitnehmen, also prägten wir uns zu dritt alles genau ein und fuhren weiter. Die Beschreibung paßte 100%. Jeder Seitenweg war beschrieben und ein paar Minuten später gelangten wir an eine Kreuzung die beschildert war. Man bemerke, wir waren immer noch auf Waldwegen unterwegs! Nun fanden wir problemlos zu Teerstraße zurück. Wie sich später herausstellte sind auch unsere ‘Vorfahrer’ genau an dieser Stelle aus dem Wald ‘getreten’.

 

Insgesamt sind es so um die sechzig bis siebzig Offroadkilometer gewesen.

 

Also wieder Richtung Delfi. Als wir aus den Bergen nach Amfissa kamen, sah ich an einer Polizeistation eine demolierte Twin. Als ich vorbei war sah ich im Spiegel das holländische Nummernschild und ich drehte sofort um. Mein Verdacht bestätigte sich, es war die Twin von Tjerk. Ich fragte also bei der Polizei nach was passiert sei. Nach einem Anruf im Krankenhaus erfuhren wir das Tjerk mit einem Schlüsselbeinbruch heute morgen mit dem Flugzeug nach Holland zurückgeflogen ist. Zum Glück ist nichts schlimmeres passiert. Tjerk erzählte mir dann später, daß er in einer Kurve auf diesen rutschigen Straßen geradeaus in einen Graben gerutscht ist.

 

Mi, 27.5.98

 

Auf dem schnellsten Weg ging es heute nach Piräus. Eine Fährbüro war auch gleich gefunden und für ungefähr 50,- DM (Minoan Lines, King Minos) erstanden wir die Tickets nach Kreta.

 

Auf dem Treffen hatten wir bei einem Athener Lampengitter für die Twin gesehen die er sich hier in Piräus besorgt hatte. Er gab uns die Adresse und nun suchten wir den Laden. Nach erstaunlich kurzer Zeit hatten wir ihn in diesem Ameisenhaufen gefunden. Natürlich hatten sie keine auf Lager, aber morgen wären sie da wenn wir sie bestellen wollten. "Kein Problem." Sagten wir, wir müssen ja auf dem Rückweg von Kreta hier eh’ wieder vorbei. Er nahm die Bestellung auf und wir machten uns in Richtung Hafen auf den Weg. Daß tolle an der Überfahrt nach Kreta ist, man legt so gegen 20:00 Uhr ab und ist am nächsten Morgen um 8:00 Uhr in Iraklio.

 

Die Zeit auf der Fähre vertrieb ich mir mit einer Sonnenuntergang Fotografie Orgie. Ich überlegte mir vorher ein Motiv mit einer Möwe vor den Wolken und dem Sonnenuntergang, daß mir diese Möwe auch tatsächlich diesen Gefallen machte, dachte ich allerdings nicht.

 

Do, 28.5.98

Wir wollten auf eine Empfehlung von Sakis nach Matala zu einem Campingplatz. Immer wieder leicht driftend rutschten wir dann aber erst einmal zum Frühstück. Kaffee, frischer Orangensaft und Schinken-Käse Toast’s, so fängt der Morgen bei strahlendem Sonnenschein einfach gut an. In Matala angekommen ging es nach dem Aufbau der Zelte an den Strand. Die ‘Innenstadt’, sowie der Strand sind ohne Probleme zu Fuß zu erreichen. Nachdem ich meinen obligatorischen Sonnenbrand hatte gingen wir zunächst auf einen kleinen Bummel in die ‘Stadt’. Da wir ja noch gar nicht so genau wußten was bzw. wo wir eigentlich auf Kreta hin wollten war es wohl besser erst mal einen Reiseführer zu besorgen. Und wir hatten richtig Glück. Es gibt eine Serie, Road Editions, die neben Karten auch einen Reisführer für Kreta herausgeben. Neben allgemeinen Informationen werden dort auch Touren beschrieben, u.a. auch einige Offroadtouren. Ich kenne keinen anderen Reisführer von Griechenland der diesen Service bietet. Kaum war ich mit Karte und Buch wieder auf dem Campingplatz fing auch schon die große Planung an. Ich war wieder mitten in meinem Element.

 

Fr, 29.5.98

Die erste Tour war schnell gefunden. Über Sivas ging es nach Listaros. Ab dort über tolle Schotterstrecken in Richtung Kali Limenes.

 

Entlang der Südküste ging es weiter bis ans Ende der Schottertour in Lentas. Direkt vor dem Anfang der Teerstraße gibt es eine schöne Taverne die von einer Deutschen unterhalten wird. Sie macht zwar den Anschein als wäre sie aus der Hippiezeit hier hängen geblieben, aber auf die Frage sagte sie, sie legt sehr großen Wert darauf daß sie erst viel später hierher gekommen sei. Das Essen war ausgezeichnet, der Orangensaft spitze und das Ambiente eh’ kaum zu übertreffen.

 

So ganz war die Offroad Tour noch nicht vorbei. Da man auf diesen Straßen eh’ nicht vernünftig fahren kann macht es viel mehr Spaß sich auf losem Untergrund fort zu bewegen. In Tripita gibt es noch eine Querverbindung nach Pigaidakia. Ab jetzt ging es aber wirklich über Teer zurück zum Campingplatz.

 

Sa, 30.5.98

In den Felswänden am Strand von Matala gibt es Höhlenwohnungen aus der Jungsteinzeit die auch von den Hippies der 70er Jahre bewohnt wurden, wäre bestimmt interessant was die hier wohl so alles angestellt haben!!!! Beim Beobachten der Leute am Strand kam mir öfters der Gedanke, daß wohl einige in den Siebzigern schon mal hier waren!

 

Heute war ausnahmsweise mal Kultur angesagt. Jürgen wollte nach Phaestos und wir nach Knossos. Auf dem Hinweg habe ich die Tücken der griechischen Straßen zum ersten Mal richtig kennen gelernt. An einer Kreuzung an der wir nach rechts abbiegen mußten, ich hatte die Abzweigung erst sehr spät gesehen, rutschte ich mit blockiertem Hinterrad ohne nennenswerte Bremswirkung über die Kreuzung hinweg. Zum Glück war weit und breit kein Auto zu sehen, sonst wäre die Sache wohl etwas anders ausgegangen. Mit wieder etwas gezügelter Gashand ging es dann nach Knossos. Schon interessant wieviel Leute von ein paar alten Steinen angezogen werden. Mich hätte eigentlich mehr die Geschichte und Geschichten der eigentlichen Ausgrabung interessiert, doch ein paar Bilder die den kompletten Palast zeigen geben ein Bild von der ehemaligen Größe dieses Bauwerkes.

 

Auf dem Weg zurück ging es über ein paar Bergketten nach Matala. Überall am Wegesrand stehen kleine, mehr oder wenig schöne, Kirchen, die laut Reisführer an verunglückte Fahrer erinnern. Dieses Modell war eines der schönsten die ich gesehen habe.

 

So,31.5.98

 

Die Strecke heute führte uns über Agh, Varvara, Prinias, Sarchos nach Krousonas. Von dort aus aus ging es auf der im Reiseführer beschriebenen Offroad Tour Richtung Nida Plateau. Nach einer kurzen Stärkung wollten wir versuchen am südlichen Ende der Hochebene in Richtung Vorizia durchzukommen. Jürgen fuhr vor, aber die Strecke war sehr steinig und wurde auch im späteren Verlauf immer schmäler.

 

Da Ulli die Strecke lieber nicht fahren wollte und wir auch nicht wußten wie lange die Strecke in diesem Zustand bleibt, beschlossen wir uns über Straße Richtung Campingplatz auf den Heimweg zu machen.

Irgendwo am Straßenrand fanden wir noch einen größeren Schotterplatz zum ‘spielen’. Die Bilder rauschten nur so durch, ein paar Gute waren auch dabei.

 

Mo,1.6.98

Heute war mal Ruhe angesagt, zumindest fast. Ein Einzylinder ist zwar sehr handlich, doch seine Wartungsintervalle in Sachen Öl sind leider bei jeweils 6000km. Bei der Dommi war es heute soweit. Aus leeren Wasserflaschen bastelte ich eine Ölwanne und los geht’s. Ganz schönes Gefummel, unten eine Schraube auf, am Rahmen noch eine. Dann einen Liter Öl rein, ein paar Sekunden tuckern lassen, dann das restliche Öl. Anschließend entlüften und an einer anderen Stelle gucken ob das Öl auch hoch genug steht. Bei der Twin geht das einfacher, Öl ablasen, neues einfüllen, fertig!

 

Am Abend wollten wir noch eine Fotosession am Strand machen. Wir fuhren zu einem anderen Teil des Strandes und brachten die Mopeds ins Bild.

 

Jürgen hatte sich am weitesten von uns in den Sand gewagt. Er wollte unbedingt einmal so richtig Sand schmeißen, leider habe ich etwas zu spät ausgelöst. Am Ende hatte er doch etwas mehr zu arbeiten bis er wieder draußen war. Ein deutsches Ehepaar beobachtete unser Treiben mit steigendem Interesse, ein leichtes Schmunzeln konnten sie sich am Schluß nicht mehr verkneifen. Was soll’s, wir hatten die Bilder und sie daß Vergnügen.

Di,2.6.98

 

Da Jürgen unbedingt noch zur Lasithi-Hochebene wollte bevor wir wieder zurück mußten, ging es über Iraklio, Chersonisos, Potamies zur Ebene bis nach Psichro. Der Teerbelag hatte sogar so etwas wie Gripp zu bieten was auch endlich mal etwas Fahrspaß auf der Straße aufkommen lies.

Die Aussicht über diese Hochebenen hat einfach immer wieder etwas außergewöhnliches.

 

Ab Kamaniaki ging es dann wieder auf losem Untergrund weiter. Tolle Strecken, teilweise sogar ausgeschildert, super Wetter und sehr abwechslungsreich, und immer wieder eine noch richtig grüne und wunderschöne Landschaft.


  

Kurz vor unserem ersten Ziel hatten wir dann noch eine recht laute Bekanntschaft. An einer Abzweigung mußten wir uns entscheiden, links, wir wußten aber nicht wie der Weg weitergeht, oder rechts, dort machte ein Hund sehr lautstark und aggressiv auf sich aufmerksam. Ich entschloß mich für die kürzere, aber lautere Variante und fuhr los. Der Hund war angekettet und ich kam ohne Probleme durch, doch plötzlich schoß ein zweiter Hund zur Verstärkung heran der mich doch sehr stark erschreckte. Zum Glück war auch er angekettet und wir kamen textiltechnisch unversehrt in Katofigi an. Bei einem Frappé und Cola erholten wir uns erst einmal von dem Schreck und der Strecke. Es war noch früh am Tag, Jürgen und Ich hatten noch nicht genug. Ulli hatte vorher schon Probleme mit den grobsteinigen Abschnitten und wollte nicht mehr, sie hatte für heute genug. Wir verabredeten einen Treffpunkt in Martha und wir fuhren von Katofigi hinauf zum Omalos Plateau. Es war etwas schwierig den Einstieg zu finden und da wir den Anwohnen mehr vertrauten wie dem Reiseführer verfuhren wir uns auch prompt. Als wir mal wieder in einer Sackgasse landeten und umkehren mußten hielt uns ein Schäfer an, "Deutschland" verstand er noch, darauf kam dann gleich die Frage "Ost oder West?" Leicht schmunzelnd zogen wir weiter, er war wohl schon etwas länger nicht mehr im Dorf gewesen!! Anschließend noch eine Bekanntschaft mit einem stabilen Wasserschlauch von etwa 10-12cm Durchmesser. Er lag diagonal in einer Kurve und es war sehr schwer ohne Schwung darüber hinweg zu kommen. Immer wieder rutschte ich vorne bzw. hinten weg. Als ich nun endlich drüber war und ein paar Meter um die Kurve fuhr lag der Schlauch wieder im Weg. Dasselbe Spiel von vorne. Jürgen wußte ja nun wie es weiterging und fuhr einfach seitlich am Schlauch vorbei. Als Krönung endete der Weg natürlich irgendwann im Nirwana und wir mußten erneut umkehren. Doch endlich waren wir auf dem richtigen Weg. Noch durch ein Gatter und der Streß sollte beginnen. Die Strecke wurde immer schwieriger, steiler und gröber. Eigentlich wollten wir den gleichen Weg wieder ‘schnell’ zurück, aber bei jedem Meter dachte ich mir, hier fahre ich bestimmt nicht mehr runter. Noch eine kurze Rast, dann müßte es eigentlich bald geschafft sein. Daß allerdings hatten wir vorher auch schon ein paar Mal gesagt. Doch nun sollte es wirklich der Endspurt sein. Nach etwa vierhundert Meter wurde die Piste plötzlich breiter und besser und nach eine Kurve lag das Omalos Plateau vor uns. Ein toller Ausblick nach dieser Anstrengung.

 

Die Piste ab hier war nagelneu, zwar sehr staubig aber super zu fahren. Wir fragten die Hirten noch kurz nach dem Weg, es gibt eh’ nur einen, und weiter. An einer verfallenen Hütte wartete dann noch eine kleine Überraschung in Form eines laut kläffenden Hundes auf uns. Diesmal war er aber nicht angekettet und plötzlich ging es doch noch etwas schneller vorwärts mit der Twin. Jürgen blieb stehen und schaute sich das Schauspiel in Ruhe an. Als der Hund keine Lust mehr hatte und sich zum pinkeln hinsetzte witterte Jürgen seine Chance und fuhr los. Der Hund gehört aber zu der Sorte Blitzpinkler und rannte auf Jürgen los. Ein kurzes Plong und der Köter hatte seine erste Begegnung mit einem Motad Sturzbügel hinter sich. Er war wohl nur kurz benommen und trottete dann zurück zu seiner Hütte. Die Strecke, wie gesagt, war astrein und erhöhte den Spaßfaktor von Minute zu Minute. Vorbei an einem Wasserfall ging es dann bergab nach K.Simi wo wir unseren Wasserhaushalt mal wieder auf Normal brachten. Dank Handy wußten wir dann auch wo Ulli auf uns wartete und gemeinsam ging es wieder zurück zum Campingplatz.

Es war die letzte Tour, aber auch die Beste, bevor es morgen wieder in Richtung Piräus ging.

 

Mi, 3.6.98

 

Heute war Abreisetag. Nach einem ausgedehnten Frühstück und ein paar Arbeiten an den Moped’s ging es dann nach Iraklio. Jürgen hatte sich die ganze Zeit Gedanken gemacht wie man die Sitzbank der Twin doch etwas besser machen konnte. Er schnappte sich sein Sitzkissen und schnallte es fest. Erstmal testen ob es klappt.

In Iraklio wollten wir dann noch in Hafennähe etwas essen. Scheinbar noch zu Nahe denn das Essen war schlecht und teuer.

 

Noch ein letzter Blick zurück und die Fähre legte ab.

 

Wir hatten den gleichen Platz wie auf der Hinreise und machten es uns erst einmal bequem. Bei ein paar Bier, oder waren es ein paar mehr?, ließen wir es uns dann so richtig gut gehen.

 

Do, 4.6.98

 

Sehr früh kamen wir in Piräus an. Erstmal Frühstück und dann endlich unsere Lampengitter. Als wir jedoch im Laden standen und nach den Teilen fragten war die Antwort enttäuschend. Sie waren leider immer noch nicht da. So fuhren wir halt ohne Gitter über die Autobahn in Richtung Korinth. Eine Pause und zwei Bilder am Kanal von Korinth. Wir fuhren dann zum südlichen Anfang des Kanals um uns die Hebebrücke anzuschauen. Wir hatten Glück, es kam gerade ein Schlepper an der ein Schiff durch den Kanal ziehen wollte. Also machten wir eine weitere Pause um uns daß alles aus der Nähe anzuschauen.

 

Wir waren sehr schnell in Patras und suchten uns ein schönes Kaffee am Hafen. Plötzlich sprang Jürgen auf und rannte zur Straße. Er hatte Karin und Werner die wir auf dem Treffen kennen gelernt hatten gesehen. Auch sie wollten mit dieser Fähre nach Venedig fahren, doch gebucht hatten sie für morgen. Als sie aber vom Fährbüro zurückkamen negativ. Alles ausgebucht, keine Kabine, weder ab Patras noch ab Igoumenitsa. Sie suchten sich also eine Bleibe für die Nacht und wir trotteten Richtung Anlegestelle. Nachdem die Formalitäten erledigt und die Moped’s auf dem Camperdeck geparkt und gesichert waren legte die Fähre kurz nach Mitternacht ab.

 

Fr/Sa, 5/6.6.98

Die Zeit auf der sehr vollen Fähre verbrachte ich mal wieder, wie auf jeder Urlaubs Rückreise, mit lesen. Das gute an einer langen Rückfahrt ist, daß man sich doch einigermaßen erholen kann.

Früh am Samstagmorgen legten wir in Venedig an. Die italienischen Zollbehörden verzögerten mal wieder durch ihre in meinen Augen sinnlosen Bürokratie die Ausfahrt. Jeder der etwa 1500-2000 Passagiere mußte sich mit einem Vordruck und seinem Paß in der Lobby einen Stempel abholen. Das Beste daran war, normalerweise werden diese Vordrucke bei der Ausfahrt wieder eingesammelt. Wir haben unsere immer noch.

 

Kurz vor Bozen trennten sich dann unsere Wege. Jürgen fuhr Richtung München über den Brenner in seine neue Wohnung, wir über den Reschenpaß Richtung Deutschland. Nach dem Fernpaß zog ich zum ersten Mal seit langem meine Jacke über das Protektorenhemd da wir uns ja Deutschland näherten. Unnötig. Genau an diesem Wochenende gab es eine Hitzewelle die uns auch in Deutschland bei strahlendem Sonnenschein bis nach Karlsruhe begleitete. Am nächsten Tag noch nach Mammolshain und der Urlaub war vorbei. Insgesamt bin ich ziemlich genau 5000km gefahren und habe bis zu Hause überlegt daß immer noch nichts passiert ist. Keine Defekte, nichts verloren, nichts gestohlen worden und das Wetter war bis auf einen Tag gut bis sehr gut. Alles in allem ein richtig toller Urlaub, sogar mit den Fährzeiten kommt man hin wenn man es vorher weiß und sich entsprechend vorbereitet.

© Stephan Gries