Am 17.09 machten Ulli und ich uns kurz vor Mittag mit dem Auto und den Moped's auf dem Hänger auf die 1000km lange Strecke bis nach Sovicille bei Siena in der Toskana. Ganz schafften wir es nicht und deshalb mußten wir eine Nacht im Auto auf einer leider sehr belebten, und daher sehr lauten Raststätte verbringen. Gegen Mittag kamen wir dann endlich auf dem Campingplatz Montagnola an. Er ist sehr ruhig und schön gelegen, die Sanitäranlagen sind gut, es gibt einen kleinen Laden, also empfehlenswert (Preise: 10.000 Lire pro Stellplatz und 9.000 Lire pro Person).
(19.09.) Um die Gegend mal zu erkunden machten wir uns vom Campingplatz auf über Pievescola, Mensano, Monteguidi, Pomarance nach Libbiano. Auf der Karte sollte es eigentlich einfach weiter gehen, doch das Dorf war eine Sackgasse, zumindest per Teer. Kurz vor dem Dorf geht es links ab (SALIBB) und per Schotter weiter. Leider war dies auf der Karte (Marco Polo Generalkarte Italien, Erster SchotterwegNr. 5, 6 und 7) nicht ersichtlich, dann hätte sich die Routenplanung mit Schwerpunkt auf Schotterwege einfacher gestaltet :-))
Wir hielten uns eigentlich eher links, am Abzweig nach Micciano (ABMICC) vorbei, bis wir in der Nähe von Serrazano auf den Teer der SS329 (SESERR) trafen. Weiter ging es in Richtung Castelnuevo, als wir immer öfter auf so komische Leitungen stießen, die scheinbar willkürlich in der Landschaft verteilt wurden. Als dann auch noch Kühlttürme auftauchten wunderte ich mich noch mehr. Tja, man sollte eben mal den Reiseführer (Reise Kow-How Toskana, ISBN 3-89416-664-9 44,80 DM) vor dem Urlaub lesen. Rund um das Gebiet von Larderello wird nämlich Energie mittels Wasserdampf direkt aus der Erde gewonnen.
Weiter ging's über Radicóndoli Richtung Cornócchia. Den Ort durchquerten wir nie, denn irgendwann kamen wir wieder auf Schotter. Wo wir rauskommen würden war anhand der Karte nicht raus zu um Larderellobekommen. War ja auch egal! Hauptsache es macht Spaß. Irgendwo bei Frosini endete dann die Schotterstrecke. Beim Blick in den Rückspiegel sah ich noch kurz ein Durchfahrt verboten Schild, uns hat aber bestimmt niemand bemerkt !!?? Nach einer kurzen Stärkung im Restaurant Montebello bei strahlend blauen Himmel und hochsommerlichen Temperaturen ging es dann nach Richtung Tonni, über Schotter bis kurz vor Tegoia. In Tegoia hielten wir uns eher rechts, und kamen über kleine Waldwege, ein paar Sackgassen irgendwann und irgendwie beim Palazzo al piano auf die SS541. Rechts kamen wir dann über Pievescola wieder zum Campingplatz.
typisch Toskana
Der erste Tag hatte ja schon richtig Spaß gemacht, und nach einem tollen und preiswerten Abendessen im Restaurant am Ortseingang von Osten kommend, ging es zufrieden in die Koje. (ca. 200km)
(20.09.) Früh morgens wurden wir schon geweckt, jedoch nicht von Sonnenstrahlen die uns in der Nase kitzelten, sondern von Regentropfen die lautstark auf das Zeltdach trommelten. Ein Anruf in Deutschland, um uns nach dem weiteren Wetter zu erkundigen, riß uns auch nicht gerade vom Hocker. Also entschlossen wir uns per Auto in das Museum nach Larderello zu fahren. Zu unserem Glück fand gerade eine Führung in deutscher Sprache statt, der wir uns natürlich gerne anschlossen.
(21.09.) Eigentlich sollte es heute noch einmal in den Norden gehen, doch an der Kreuzung nach Pievescola mit der SS 541 fuhr ich lieber Richtung Süden, da dort blauer Himmel zu sehen war, im Norden jedoch viel zu viele dunkle Wolken. So ging es über Frósini, Castelletto, Montalcinello (Bild 8), Montieri, Fontalcinaldo, Montorotondo, Consalvo nach Suvereto. Je näher wir Richtung Küste kamen, desto wärmer wurde es. Bei fast 30° schmeckt eben ein Cappuccino erst richtig gut. Weiter ging es über Sassetta wieder Richtung Montorontondo. ! Da ich nicht unbedingt den gleichen Weg zweimal fahren will, geht von der SS398 eine kleine Nebenstraße mit Wegweiser ebenfalls nach Montorontondo. Wieder auf der SS439 wieder Richtung Süden, Niccioleta, an Prata vorbei, dann rechts ab nach Tatti, Roccatederighi, Sassofortino auf die SS73 Richtung Norden bis Monticiano, Richtung San Lorenzo. Nach etwa 3,7 km (SAMONT) geht links ein unbefestigter Weg ab. Wir hielten uns dann eher rechts und gelangten über eine teilweise uralte Steinstraße immer tiefer in den Wald bis uns ein querliegender Baumstamm bremste. Zum Glück war er schon recht morsch, so konnten wir nach etwas hin und her ein Stück abbrechen um mit den Mopeds zu passieren. Bei Brenna (SEBREN) kamen wir dann nach etwa 8km wieder auf die Teerstraße, die uns über Rosia wieder zu Campingplatz führte. (ca. 250km)
(22.09.) Heute stand der Monte Amiata auf dem Programm. Über die langweilige SS223 gelangt man aber schnell Richtung Süden bis zur beschilderten Ausfahrt zum höchsten Berg der Toscana mit 1738m. Nachdem wir fast alle Straßen rund um den erloschenen Vulkanberg abgefahren hatten, Bagni San Filippoging es nach Bagni San Filippo (Reiseführer S.615) mit seinen warmen Quellen. Weiter in das sehr schöne Montalcino (Rf S.590), über Buonconvento, Quinciano, Vescovado, Ville des Corsano, links nach Mugnano über einen sehr einfachen Schotterweg ( Wegweiser schlecht zu sehen!) und wieder zurück zum Campingplatz. (ca. 270km)
(23.09) Nach soviel Straße war zum Abschluß unseres Aufenthaltes in der Toskana mal wieder etwas mehr Schotter angesagt. Über Tegoia, Tonni (SETONI), Cotorniano (SACOTO, ABLI01) bis zum Schotterende (SES541) etwa 2,5km südwestlich der SS541. Eine sehr schöne Strecke, entlang vieler verlassener Bauernhöfe. Über die SS541 ging es weiter nach Querceto (SAQUER, ABLI02) zum Schotterende (SESELV) in der Nähe von SES541. Über Mensano, Monteguidi, San Dalmázio ging es dann kurz vor Pomarance rechts ab, einfach der Beschilderung Agritourismo Elias o.ä. folgen. Man gelangt dann über eine sehr schöne und kleine Nebenstraße nördlich von Pomarance wieder auf die SS439. Rechts nach Cerretto (014, 015, SACERE, SESS68) und wieder links nach Micciano (SAMICI, ABLI03-Bild). Nach einigen schönen Schotterkilometern kamen wir dann wieder auf die Strecke (ABMICC-Bild) die wir am ersten Tag gefahren sind. Bei Serrazzano (SESERR) kamen wir dann wieder auf die Teerstraße, und über Castelnuovo, Radicóndoli und Pievescola zurück zum Campingplatz. Von den etwa 160km heute waren es fast 70km Schotter, mal leicht, mal etwas schwerer, aber ohne Probleme für jeden zu befahren.
(24.09) Heute nun verliesen wir die Toskana und machten uns auf den Weg in die Abruzzen. Ziel war der Campingplatz Fonte Cerreto bei Assergi, nordöstlich von l'Áquila. Fonte Cerrero bei AssergiEs war fast auf dem gesamten Weg schönstes Wetter, doch dies alles half nichts, der Campingplatz war trotzdem geschlossen, wie fast alle um diese Jahreszeit. Für mich zwar nicht verständlich, aber fast alle Campingplätze machen zum 15. bzw. 30.09 zu. Also unbedingt in die Urlaubsplanung mit aufnehmen. Da ja nun leider keine offenen Campingplätze in der Nähe waren, mußten wir eben bis zur Küste weiter fahren. In Roseto fanden wir dann nach etwas suchen den einzigsten Platz (Eurcamping) in dieser Gegend der gangjährig geöffnet ist. Wir wollten zwar lieber eines der Appartements, aber auch die waren geschlossen, ebenfalls das Restaurant und natürlich auch der kleine Einkausladen. Nochmal zum Restaurant; nachdem wir uns auf dem Platz so richtig breit gemacht hatten, waren wir natürlich sehr hungrig und da die Tür zum Restaurant offen war, setzten wir uns natürlich auch hin. Die Besitzer waren gerade beim Abendessen und wahrscheinlich weil wir soo hungrig aussahen bekamen wir ausnahmsweise noch etwas zu essen, obwohl ja bereits geschlossen war.
(25.09) Wie jeden morgen wollte ich auch heute zunächst einmal Kaffee kochen. Doch mein uralter Billigkocher aus dem Baumarkt gab jetzt endlich seinen Geist auf. Also fiel das Frühstück und die Mopedtour erstmal aus und wir machten uns auf die Suche nach einem Kocher, was ich mir in Italien eigentlich nicht schwer, bzw. langwierig vorstellte. Im ersten Supermarkt hielten wir, doch die hatten nur Gaskartuschen. Der nächste Laden hatte alle möglichen Varianten an Gaslampen und Kocheraufsätzen für richtig große Gasflaschen. Wir fuhren weiter, fanden aber nichts mehr. Zurück auf dem Campingplatz fragten wir gleich den Campingplatz Wart ob er uns weiter helfen könne. Klar, er gab uns eine Adresse, doch er meinte jetzt wäre eh' geschlossen, wir sollten es gegen 16:00 Uhr dort probieren. So verbrachten wir die Zeit im Strandcafé bis es endlich soweit war. Doch leider hatte der Laden am Samstag Nachmittag geschlossen und auf das Klingeln reagierte auch niemand. Wir wollten gerade schon los fahren also sich doch noch etwas im hinteren Teil des Ladens regte. Puh, Glück gehabt. Nur noch wenige Kocher waren da, aber einer reichte uns ja. Tja, der Tag war gelaufen. Um aber den Kocher auch gleich auszuprobieren, kochten wir heute Abend mal selbst.
(26.09) So, endlich ging es los die Abruzzen per Motorrad zu erkunden. Über Atri, Villa Bozza ging es auch gleich gut los. Über Castiglione und Besenti gelangten in das Gebiet des Campo Imperatore. Nach Farindola fuhren wir über den Vado di Sole (1621m !) auf eine sehr eindrucksvolle Hochebene.
Hochebene nach Vado di Sole
Hochebene nach Vado di Sole
Über Castel del Monte, Villa Santa Lucia, Corvara, Cúgnoli, Catignano, Civitaquana, Civitella (C's scheinen hier echt in zu sein :-)), Penne und Atri wieder zurück zum Campingplatz. Die ganze Landschaft rund um l'Áquila ist sehr beeindruckend und spektakulär. Schade daß wir dort keine Unterkunft hatten, und immer wieder den langen Weg von der Küste zurücklegen mußten. Beim nächsten Mal bin ich schlauer.
(27.09) Heute war mal ein Ruhetag angesagt, auch ging es Ulli nicht allzu gut. So verbrachten ich den Tag mit faulenzen und lesen, Ulli war da wohl mehr mit Nase putzen beschäftigt.
(28.09) Wie auch in der Toskana war wohl heute der wöchentliche Regentag angesagt. Es regnete fast ununterbrochen von Morgens bis zum späten Nachmittag, sodaß ich zumindest mit meinem Buch fertig wurde. Erst gegen Abend, kurz vorm Sonnenuntergang, riß der Himmel auf. So entstanden diese(s) Bild(er).
Schwer zu erkennen, ein Sonnenuntergang
(28.09) Endlich mal wieder Moped fahren. Ziel war der Montagna della Maiella. Um nicht unnötig Zeit zu verlieren, setzten wir uns bis Scafa auf die Autobahn. Ab dann eine Kurvenorgie nach der anderen. Über die SS487 ging es über Caramanico zum Passo San Leonardo.
Vor dem Passo San Leonardo
Weiter über Fonte Romana zur SS84. In Palena war es Zeit für die Siesta. Ein wahrer Glückstreffer. Dort habe ich die besten Spagetti Bolgnese in meiner ganzen Pasta Karierre gegesen. Also unbedingt mal vorbeischauen. Das Restaurant befindet sich links an der Hauptstraße, kurz vor der Tankstelle bzw. kurz nach dem Abzweig der rechts Richtung Torricella führt. So gestärkt machten wir uns auf den Weg einen Teil der SS84 mit einem Abstecher über Colledimácine und Taranta zu umgehen. Laut Karte kein Problem. In Colledimácine waren wir ja gleich, doch wie, bzw. wo war der Ausgang? Die Bewohner schauten uns nur noch verwundert entgegen als wir zum wiederholten Male an Ihnen vorbei fuhren. Wie es eben so ist war natürlich der letzte Weg der richtige; in der Ortsmitte rechts den Berg hinunter. Nur die Straße kann sich wohl nicht so richtig entscheiden was sie wohl darstellen sollte. Am Rande total überwuchert (tja, die Natur holt sich eben wieder alles zurück), dann plötzlich wieder frisch geteerte Stellen, wiederum gefolgt von abgrutschten Abschnitten. Wir dachten uns nichts dabei und fuhren weiter. Dann das Ende der Teerstrecke und ein frisch geschotterter Teil folgte, scheinbar Vorarbeit für eine endgültige Straße. Doch dann waren wir plötzlich auf einem normalen Waldweg und wußten natürlich nicht mehr so genau wo es hingehen sollte. Nach einem Verfahrer an einer Kreuzung rechts, kamen wir an eine alte Brücke die leider gesperrt war. Sie machte auch nicht mehr den stabilsten Eindruck. So machten wir kehrt und gelangten dann doch irgendwann mal in einem Dorf namens Lama, wo wir ja eigentlich auch hin wolltem. Über Corpi Santi und die SS263 nach Pretoro, über den Passo di Lanciano (1306m) und zum nächsten Höhepunkt, im wahrsten Sinne des Wortes, den Monte la Maielletta auf etwa 1800m.
Weg nach Roccamorice
Wir fuhren durch die Wolken bis über uns nur noch strahlend blauer Himmel war. Die Strecke führt noch laut Karte auf 2142m zum 'Blockhaus'. Leider drängte etwas die Zeit und wir fuhren über eine kleine Nebenstraße ins Tal nach Roccamorice, Scafa und wieder über die Autobahn zurück.
Tja, das war's zum Thema Motorrad. Am nächsten Tag gingen wir noch den Passat mit Nudeln, Olivenöl und Wein beladen und machten uns dann am Freitag auf den Heimweg. In der Schweiz, es war zwar kalt aber blauer Himmel, fragt Ulli noch ob ich nicht noch Lust hätte den alten Gotthartpass zu fahren? Klar, Lust schon, aber es war mir einfach zu umständlich. Doch kurz vor dem Gotthart staute es sich und gerade noch rechtzeitig, vor der letzten Ausfahrt, hörten wir im Radio das der Tunnel aufgrund eines Fahrzeugbrandes in beiden Richtungen gesperrt ist, toll! Also sagte ich Ulli die gerade am Steuer saß: "Dann fahren wir eben über den Paß!" Der arme Wagen quälte sich bis über den Gipfel und um ihn etwas abkühlen zu lassen hielten wir auf einem kleinen Parkplatz wirklich mit qualmenden Bremsen. Stinkt ja echt erbärmlich. Bergab fuhr ich, aber nur noch im ersten und zweiten Gang. Am späten Abend erreichten wir schließlich Ulli's Wohnung, und der Urlaub war endgültig vorüber.
Ich werde auf jeden Fall mal wieder in die Abruzzen fahren, die Toskana hat mich eigentlich nicht so umgehauen. Das nächste Mal wohl besser Ende August, bzw. Anfang September, da ist man auf jeden Fall flexibler was den Übernachtungsplatz betrifft.
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© Stephan Gries