Da ich leider noch nie eine richtig ausgedehnte Alpentour machen konnte, viele der 'hohen' Pässe in meiner 'normalen' Reisezeit, Frühling und Herbst, noch geschlossenen sind, war die Entscheidung schnell gefaßt wohin es in dieser (Resturlaubs-) Woche gehen sollte.

 

Als Planungsvorlage nahm ich mir die Übersichtskarte 'Motorradtouren 2, Alpen West' des ADAC zur Hand. In Frankreich kann man damit problemlos alle 'Klassiker' fahren. In der Schweiz und Italien braucht man besseres Kartenmaterial. Natürlich war der Denzel (ISBN: 3850477584, 42,- DM) auch dabei, den habe ich aber nicht gebraucht. Wie gesagt ich wollte ja die allseits bekannten Pässe fahren.


Sa. 29.07: Königstein A5 Darmstädter Kreuz A67 A6 - Saarbrücken Frankenthaler Kreuz A61 - Neustadt A65 - B9 - Lauterburg/Straßburg A35 A4 - Straßburg/Colmar A352 - Colmar N83 - Colmar A35 - Mulhouse/Basel Basel N2 - Bern N1 - Bern N6 - Thun Ausfahrt - Thuner See - Interlaken (CP)

Kurz nach 10:00 Uhr ging es bei schönem Wetter in Frankfurt los, der Verkehr war erträglich und schnell waren wir über Autobahn in Lauterbourg/Frankreich. Der Himmel zog sich zu, Ulli den Regenkombi an und schon drehte der liebe Herrgott den Wasserhahn auf; wenigstens war das Wasser nicht ganz so kalt. Nach Lösen des Eintrittes in die Schweiz (40 schw. Franken für die Vignette), kurzem Aufwärmen in einer Wolkenlücke, ging es dann im Dauerregen bis zum Thuner See. Weiter über Landstraße nach Interlaken und gleich auf den ersten Campingplatz. Schlechte Entscheidung, doch da sich so langsam die Feuchtigkeit über diverse Öffnungen wie Hals und Hände den Weg zu meinem Adoniskörper bahnte, wollte ich nur noch ins Trockene.
In den einzigsten Minuten ohne Regen bauten wir dann schnell das Zelt auf. Nach einem kleinen Imbiss, 'Böhse Onkelz' generve aus dem Nachbarzelt und das monotone Geprassel des Regens reichte es für heute. Mit der Hoffnung das es morgen angenehmeres Wetter gibt war ich auch schon wenig später eingeschlafen.

CP Manor Farm 1
Streckenlänge: 562 km 

So. 30.07 : - Interlaken - 6/11 Brienz  - 6/11 Innertkirchen  - 11 Susten-Paß - Wassen - Andermatt 11km - St. Gotthardt-Paß - (Airolo) - Nufenen-Paß - Ulrichen - 19 Brig - Simplon-Paß - Gondo (Grenze) - SS33 Domodóssola - SS 337 Malesco - SS 631 Cannóbio (SS34) - SS34 - (Verbania) - Grevellona - SS229 Omegna

Leider wurde es zunächst nichts mit besserem Wetter, doch zumindest beruhigte sich der Dauerregen und es gab 'nur noch' viele Schauer. Erst vor dem Gotthard riß so langsam die Wolkendecke auf, und der Gotthard machte seinem Ruf als Wettergrenze wieder alle Ehre. Sonne, Sonne für die alten Knochen. Wie gut das tuen tut :-)). Die Straßen waren schnell trocken und nun machte endlich das Mopped fahren, auch mit Gepäck, Spaß. Ausgebremst wurden wir nur von den vielen Touris, es war eben schönes Wetter und halt auch Sonntag.
Vom Simplon war ich etwas enttäuscht. Aus alten Fernsehberichten hatte ich ganz andere Vorstellungen von diesem Paß. Er ist sehr gut ausgebaut und daher stark befahren.
Ab Malesco nach Cannóbio wurde es aber wieder interessant. Ein größtenteils ganz schmales Sträßchen schlängelte sich bis zum Lago Maggiore.
Ein großes Stück entlang der Uferstraße, dann über Verbania und Omegna erreichten wir den Lago d'Orta. Eigentlich wollte ich einen Campingplatz am Westufers des Sees suchen, jedoch habe ich wohl irgendwo einen Abzweig verpaßt und wir landeten auf der Ostseite. Kurz vor Petenasco fuhren wir dann zum CP . Ein sehr schöner CP mit allem was man braucht, günstig, das Essen ist hausgemacht und schmeckt sehr gut. Die sanitären Einrichtungen sind top in Schuß, warmes Wasser für 500 Lire.

CP Pettenasco N 45°49,810' E 8°23,782
Streckenlänge: 355 km


Mo.31.7: Pettenasco - Pogno - Borgosesia - Bornate - (Crevacuore) SP71 - Patrivero-Ponzone - Crocemosso - Valle Mosso - Livera SP200 - Biella - Pralungo - Pollone - Muzzano - Graglia - Netro - Donato - Andrate - Nomaglio - Settimo-Vittone - SS26 - Pont St. Martin - Aosta - 27 Großer St. Bernhard-Paß - SCHWEIZ - (Martigny) - N506 Col de la Forclaz - N506 Col des Montets - N506 Chamonix 50km - N205 /N212 St. Gervais - N212 Megève - Flumet - D218 A/B Notre Damme de Bellecombe - Col des Saises - Les Saises - D925 - Beaufort 

Zunächst entlang des Lago d'Orta ging es über tw. sehr kleine Sträßchen bei Settimo Vittone auf die SS26 die parallel zur A5 nach Aosta führt. Der nächste Paß rief, der Große St. Bernhard.

Großer St. Bernhard
Großer St. Bernhard

 

Strahlender Sonnenschein begleitete uns den ganzen Tag, und nachdem wir Italien und die Schweiz verlassen hatten, in Frankreich nun der Route des Grandes Alpes folgten, fanden wir etwa 5km nach Beaufort in einer Kurve den Campingplatz 'Des Sources'. Ein wunderschöner Platz mit tollen sanitären Einrichtungen, leider bietet er rein essenstechnisch nur Frühstück an. In Beaufort jedoch ist es kein Problem etwas Gutes zu essen zu bekommen.

CP Des Sources N 45°42,301' E 6°37,397'
Streckenlänge: 383km


Di. 1.8: Beaufort - D925 - D902 - Cormet de Roselend - Bourg St. Maurice - Val d'Isère - Col de l'Iseran - Modane - St. Michel-de-Maurienne - Col du Télégraph - Col du Galibier - Col du Lautaret - Briancon - Col d'Izoard - Guillestre - Col de Vars - Condamine-Châtelard

 


kurz nach Beaufort

 

Auch heute gibt es nicht viel zu berichten. Ich kann Euch nur die Nase lang machen, da es wieder ein herrlicher Tag zum Motorradfahren war. Blauer Himmel und ein Col nach dem anderen. Man muß nur vorsichtig sein das man keinen 'Coller' bekommt :-))

Col d'Iseran
Col d'Iseran

 

Col du Telegraph
Col du Telegraph

 

Col du Telegraph
Col du Telegraph

 

Auf dem heutigen Campingplatz waren ausnahmsweise mal zwei Übernachtungen geplant. Er bietet sich regelrecht an, wenn man weiter Richtung Grand Canyon du Verdon will, aber auch noch eine Tour über den Col de la Bonette machen möchte. Da es ja schönes Wetter war, war natürlich auch der Campingplatz entsprechend. Komischer Zufall, oder? Schönes Wetter, guter Platz, schlechtes Wetter, schlechter Platz! 

CP Feleze N 44°27,825' E 6°45,127'
Streckenlänge: 318km

Mi. 2.8:  Condamine-Châtelard - Jausiers - Col de la Bonette - St. Sauveur sur Tinée - St. Martin Vésubie - Col de Turini - Sospel- Col de Tende (unbefestigt)- Borgo San Dalmazzo - Col de Larche - La Condamine - Châtelard

Heute war für mich eigentlich im wahrsten Sinne des Wortes der Höhepunkt dieser Reise. U.a. standen zwei Pässe auf dem Programm über die schon soviel in meinem Bekanntenkreis geredet wurde. Ich mußte mich da immer dezent zurück ziehen. Jetzt aber kann ich mitsprechen, haha!! Gleich nach Jausiers geht es zum Col de la Bonette. Der Col ist die höchstbefahrbare Straße Europas mit 2802m wie es auch alle paar Meter auf der Strecke angekündigt wird, aber es gibt auf dem Col noch einen kleinen Weg der dann auf 2860m hoch führt. Man fühlt sich auf diesen Höhen eher wie auf einem leicht grünen Mond mit Sonne. Auch kein Wunder bei fast 1000m über der Baumgrenze. Interessieren würde mich nur warum die Bäume nicht höher wollten? Zu faul, kein Lust? Hier oben hat man doch eine viel bessere Aussicht. Außerdem ist es in der Regel auch ruhiger. (Ich hoffe der Verband der Förster und Faunnisten müllt mich jetzt nicht mit Mails zu, es war ein Scherz!!).
Weiter ging es über die recht schmale Abfahrt, da kann man sich zumindest recht einfach seine tägliche Dosis Dieselabgase einpfeifen, über den Col de Turini ...

 

... auf die N204 zum Col de Tende. Natürlich wollte ich die unbefestigte Seite hoch fahren. Etwas versteckt aber nicht allzu schwer zu finden ist der Einstieg. Über sehr viele und sehr enge Kehren mit nur kurzen geradeaus Stücken am Anfang, 'weitet' sich die Strecke dann zum Gipfel hin. Etwas enttäuscht war ich schon, aber eigentlich ist diese Strecke ja nur ein Teilabschnitt der Ligurischen Grenzkammstraße die wir dieses Mal aber nicht fuhren.

 

Col du Tende
Col du Tende

 

In einer ziemlich rasanten Auf- und Abfahrt am Col de Larche, die Zeit lief uns etwas davon, erreichten wir wieder unseren Campingplatz. Streckenlänge: 338km Do. 3.8: Condamine-Châtelard - Barcelonette - Col de la Cayolle - St. Martin d'Entraunes - Gorges de Daluis - Les Scaffarels - Col de Toutes - Castellane - Grand Canyon du Verdon - Moustiers Ste Marie - PuimoisonHeute war das Wetter zunächst nicht so gut. Die schöne Auffahrt zum Col de la Coyolle wurde uns etwas vernebelt, um auf der anderen Seite zusätzlich in Form von Regen noch einen drauf zu setzen. Doch zum Glück hatten wenig später dann wieder die 'Richtung Sonne' im Programm. Durch die Gorges de Daluis und über den Col de Toutes erreichten wir dann den (für mich) heute geplanten Höhepunkt. Schon vor einigen Jahren, das Baujahr meiner Twin, wollte ich mir schon die Verdon Schlucht anschauen, damals hat es 'nur' bis in die Ardêche gereicht. Bilder hatte ich schon genug gesehen, jetzt wollte ich sie endlich live geniesen.

Grand Canyon du Verdon

 

Doch was dort los war spottet jeder Beschreibung. Ich weiß, hätte ich mich vorher besser informiert, hätte ich gewußt das Frankreich und Holland dort ihren jährlichen Autocorso abhielten. Ich hätte mich aber trotzdem nicht davon abhalten lassen: "Irgendwie wird es ja schon gehen". Gehen, genau das ist das richtige Stichwort. Viel schneller nämlich kam man nicht voran. Wir hielten uns zunächst nördlich des Canyons, wollten eventuell die Route des Crêtes fahren, dann entweder einen Campingplatz am Lac de Sainte Croix suchen oder an der Südseite des Canyon weiter und dort irgendwo übernachten. In Moustiers hatte ich dann aber schon die Schnauze endgültig voll. Der Rest der Schlucht wurde kurzerhand auf einen späteren Urlaub verlegt und wir machten uns gleich Richtung Digne auf den Weg. Schließlich mußten wir ja auch wieder nach Hause und das waren ja noch ein paar Meter.
In Puimoison landeten wir dann auf dem Campingplatz Municipal. Mit Abstand der Billigste, aber eben nur ein Campingplatz, sonst Nichts. Das Dorf jedoch ist in 'Laufnähe', der Platz sehr ruhig gelegen mit einem schönen, ungetrübten Blick auf das Umland. Duschen braucht man dort auch nicht, eine Stunde ins Lavendelfeld legen reicht vollkommen :-)
Da ich überhaupt nicht wußte wie weit es eigentlich bis nach Hause ist, schnappte ich mir erst mal die Karten und rechnete die km der Tour zusammen die ich mir für den Rückweg über die Schweiz ausgedacht habe. Keine Chance, zuviele Pässe, bzw. zuviele km. Also war ab heute der schöne Teil der Tour beendet. 

CP Municipal N 43°52,157' E 6°07,898
Streckenlänge: 193km

Fr. 4.8: Puimoison - Digne - N85/N75 Grenoble - A41/A43/A41 Annecy - AS18 N201 - N1 Lausanne - N12 Bern - Egerkingen

Schade das es nun auf schnelleren Strecken nach Hause ging. Hätten wir die Verdon Schlucht weggelassen, könnten wir heute noch einiges an Pässen Richtung Genfer See fahren. So blieben nur die Nationalstraßen und ein Stück franz. Autobahn (29,- FF) bevor es in Schweiz autobahntechnisch weiterging. Zwischendrin jedoch hatte meine Twin ihre Jubiläum. Da ja schon einige Twin Fahrer den 100.000 gefeiert haben, feierte ich mal den 99.999. Genullt habe ich nicht, mein IMO hat nämlich im Gegensatz zum Originaltacho 6 statt 5 Stellen. Falls Ihr aber mal an der folgenden Stelle vorbeikommt, könnt Ihr gerne eine Gedenkminute einlegen. Der Randstreifen ist breit genug :-))

 

99999km
99.999km bei N 44°35,729' E 5°42,648 (N75 von Sisteron Richtung Grenoble, nach La Faurie)

 

Weil mir ja immer irgendwelche dummen Ideen während des Fahrens durch den Kopf gehen, habe ich mir gedacht ich spendiere meiner Twin einen selbst kreierten Aufkleber:

 

 

Ühu
Der prangt nun gut zu erkennen auf meiner Verkleidungsscheibe.

Doch recht schnell liesen wir dann Genève, Lausanne und Fribourg hinter uns. Kurz vor Bern verliesen wir dann die Autobahn um uns ein Hotel zu suchen. Mir schwebte eigentlich ein schöner Landgasthof vor, doch nichts dergleichen fand ich. Also wieder auf die Autobahn und das Chaos nahm seinen Lauf. Zuerst ging es in einem ewigen Stau durch Bern, und als ob das nicht schon genug nervte schüttete es kurzer Hand wie aus Eimern. Nachdem wir uns dann wieder von der Autobahn auf die Landstraße begaben, immer noch auf der Suche nach einer festen Unterkunft, schüttete es erneut was es konnte, und pitsche patsche naß fanden wir endlich ein Hotel. Das Zimmer wurde schnell zum Feuchtbiotop, überall hingen unsere nassen Sachen. Zum Glück war die Dusche direkt im Zimmer, so wurde es noch feuchter, aber wärmer. Das Essen des Hotels war recht gut und so nahm dieser Tag doch noch ein rundum gesättigtes und zufriedenes Ende.

Hotel 'Gasthof von Arx', Egerkingen
Streckenlänge: 601km

Sa. 5.8: Egerkingen - Basel - Strasbourg - Lauterbourg - B9 Speyer - AB Frankfurt - Königstein

Erneut wagte ich heute den Versuch über die A5 Richtung Heimat zu gelangen. Wieder mißlang es. Entnervt verliesen wir dann bei Lahr die Autobahn und über die B36 nach Strasbourg gelangten wir auf die franz. Seite. Da wir noch Zeit genug hatten besuchten wir noch kurzer Hand unsere Bekannten im Elsaß zum ausgedehnten Kaffeeklatsch. Dann schnell noch 170km bis nach Hause und nach mehr als 3000km in acht Tagen mußte ich meinen Hintern im Kamillenbad erst mal wieder zum Leben erwecken.

Pension Gries
Streckenlänge: 406km
Gesamt: 3156km (394,5km pro Tag)